Stärkeorientiert führen: Warum Positive Leadership so wichtig ist

An der diesjährigen IKAS-Tagung (Interkantonale Tagung für Schulleitende) vom 6./7. September in Schwarzsee (FR) dreht sich alles um eine stärkenorientierte Führungskultur im schulischen Alltag. Holen Sie sich bereits im Vorfeld einen Impuls dank der spannenden Antworten von einer der Hauptreferierenden, Prof. Dr. Ulrike Lichtinger.
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Der noch junge Ansatz des Positive Leadership bietet interessante Denk- und Handlungsimpulse. In ihrem Referat „Positive Leadership in Bildungseinrichtungen“ beleuchtet Prof. Dr. Ulrike Lichtinger konkrete Praxisbeispiele und setzt diese in Bezug zur Wissenschaft der Positiven Bildung.

Kurz erklärt: Was ist Positive Leadership und warum ist es wichtig, sich damit zu befassen?

Positive Leadership im Bildungskontext bedeutet, dass Schulleitungen durch unterstützende, wertschätzende und inspirierende Führung ein Umfeld schaffen, in dem alle im System Schule – Pädagogen und Pädagoginnen, Schülerinnen und Schüler und alle weiteren Mitarbeitenden – aufblühen können. Sich damit zu befassen, macht deshalb Sinn, da dieser Ansatz nachweislich das Wohlbefinden aller Beteiligten fördern sowie Produktivität und Leistung steigern kann. Zudem steht mit PERMA-Lead ein Konzept zur Verfügung, das als klarer Handlungsrahmen Orientierung stiftet. Es ist mit kleinen Massnahmen angereichert, die schon morgen leicht im Alltag umzusetzen sind.

Was ist PERMA?

PERMA steht als Akronym für fünf empirisch validierte Faktoren, die das Wohlbefinden eines Menschen stärken:

 

P – Positive Emotionen beim Handeln

E – Engagement in der Sache

R – Relations (gelingende Beziehungen)

M – Meaning (Sinn im Tun)

A – Accomplishment (Erfolg durch Zielerreichung)

Was braucht eine Schule, um „stark“ sein zu können?

Eine „starke“ Schule gründet auf den Prinzipien der Positiven Bildung, deren Rückgrat die Stärkenorientierung nach Peterson und Seligman (Pioniere der Positiven Psychologie) darstellt. Sie nutzt das Konzept der Charakterstärken, um Selbstwirksamkeit und Persönlichkeitsentwicklung von Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen unterstützen können. Zudem ist eine engagierte Schulleitung wichtig, die für eine „Atmosphäre des positiven emotionalen Überflusses“ – wie Cameron, einer der Begründer des Positive Leadership, das nennt – sorgt.

Eine Führungsperson, die erfolgreich stärkenorientiert führt, kennt ihre eigenen Charakterstärken und integriert diese Werte in ihr Führungsverhalten. Sie fördert eine Kultur des Vertrauens und der Wertschätzung.
Prof. Dr. Ulrike Lichtinger  -  Expertin für Positive Bildung

Was bringt eine Führungsperson, die erfolgreich stärkeorientiert führt, mit?

Eine Führungsperson, die erfolgreich stärkenorientiert führt, kennt ihre eigenen Charakterstärken und integriert diese Werte in ihr Führungsverhalten. Sie fördert eine Kultur des Vertrauens und der Wertschätzung. Sie motiviert ebenfalls durch positive Verstärkung und unterstützt die persönliche und professionelle Entwicklung ihres Teams bzw. Kollegiums. Durch ihre Vision und positive Haltung inspiriert sie ihr Team, Herausforderungen mutig anzugehen, zu meistern und gemeinsam erfolgreich zu sein.

Gelingende Beziehungen, positive Emotionen, Engagement … das sind alles Faktoren für eine positive und entwicklungsfördernde Schulatmosphäre. Gibt es einfache Tipps, wie man diese Faktoren im hektischen Schulalltag stärken kann?

Tipps, um PERMA (positive Emotionen, Engagement und gelingende Beziehungen) im hektischen Schulalltag zu stärken, sind "Tiny Habits" und "Mikromoments". Erstere sind kleine, leicht umsetzbare Verhaltensweisen, die regelmässig in den Alltag integriert werden, um positive Veränderungen zu bewirken. Zum Beispiel kann man eine Teamsitzung mit "Positive Storytelling" beginnen, also alle berichten zu lassen, was diese Woche schon gut gelaufen ist. Mikromomente sind bewusste, kleine Augenblicke im Alltag, in denen positive Interaktionen und Verbindungen stattfinden, wie ein Lächeln, ein freundliches Wort oder ein kurzes Gespräch. 

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Porträt Ulrike Lichtinger

Prof. Dr. Ulrike Lichtinger

Expertin für Positive Bildung am Regensburger Standort der International University (IU), Research and Practice Lead of Positive Education der International Positive Psychology Association (IPPA)