"Es ist ein Privileg, mit Kindern zu arbeiten"

Sophie Egger ist gelernte Landschaftsgärtnerin. Jetzt absolviert sie an der Päda­gogischen Hochschule Bern (PHBern) den Studiengang Vorschulstufe und Primar­stufe. Weshalb? Und: Wie bringt die alleinerziehende Mutter Familie und Ausbil­dung unter einen Hut?

Sophie Egger

Weshalb wollen Sie Lehrerin werden? Was fasziniert Sie?

Der Lehrberuf ist wichtig und sinnvoll. Es ist ein Privileg, mit Kindern zu arbeiten und ihnen etwas fürs Leben mitzugeben. Zudem ist die Arbeit vielseitig und abwechslungsreich – jedes Kind bringt eine eigene Persönlichkeit mit, die man individuell fördern muss.

Welcher Weg hat Sie an die PHBern geführt?

Nach der Sekundarschule wollte ich raus aus dem Schulzimmer. Ich hatte grossen Bewegungsdrang. Da ich als Kind viel Zeit im Garten meiner Mutter verbracht  hatte,  entschied ich mich für eine Lehre als Landschaftsgärtnerin. Ich wusste allerdings von Anfang an, dass dies nur der erste Schritt sein würde. Anschliessend machte ich die Berufsmaturität, um mich zur Landschaftsarchitektin weiterzubilden.

Weshalb haben Sie Ihre Pläne geändert?

Ich bin Mutter geworden und habe gemerkt, wie gerne ich in einem sozialen Beruf arbeiten würde. Zudem brauchte ich einen Job, der sich besser mit der Familie verbinden lässt.

Wie sind Sie bei der Neuorientierung vorgegangen?

Ich habe mich an die Laufbahnberatung des BIZ gewandt. Dort konnte ich viele Fragen klären und Unsicherheiten beseitigen. Dann habe ich verschiedene Studiengänge angeschaut und geschnuppert. So bin ich schliesslich im Lehrberuf gelandet.

Wie erleben Sie das Studium?

So, wie ich mir das vorgestellt habe. Die Ausbildung spricht viele meiner Interessen an, der Austausch mit Studierenden und Dozierenden ist angenehm und inspirierend. Zudem bietet die Infrastruktur an der PHBern alles, was man zum Lernen braucht.

Wie lösen Sie das Problem der Kinderbetreuung?

Als Studentin der PHBern habe ich Zugang zur Kinderkrippe KIHOB. Die Leitung ist überaus kompetent und unterstützt mich sehr. Das schätze ich als alleinerziehende Mutter. Dank der KIHOB bin ich sogar in der Lage, zusätzlich zum Studium als Hilfsassistentin am Institut für Forschung, Entwicklung und Evaluation (IFE) der PHBern zu arbeiten.

Haben Sie schon Praktika absolviert?

Ja, drei. Die Praktika helfen zu spüren, ob man den richtigen Beruf anpeilt. Und es tut gut, zu sehen, wohin die Ausbildung führt, wofür man lernt. Ich habe mit den Kindern viele schöne, lehrreiche, lustige und vereinzelt schwierige Momente erlebt. Am Schluss tat es weh, wenn ich mich von ihnen verabschieden musste.

Welche Voraussetzungen sollte man für den Lehrberuf mitbringen?

Es ist sicher von Vorteil, wenn man breit interessiert und offen für Neues ist. Zudem sollte man sicher sein, dass einem der Umgang mit Kindern liegt.

Bietet der Beruf Entwicklungsmöglichkeiten?

Lehrerin ist ein Beruf, in dem man sich dauernd weiterbilden muss. Entsprechend gibt es unzählige Angebote. Ich kann Kurse besuchen, mich in Richtung Schulleitung entwickeln oder einen Masterstudiengang absolvieren, um auf der Sekundarstufe I oder als Schulische Heilpädagogin zu unterrichten.

Welche Pläne haben Sie für die Zeit nach dem Studium?

Ab August, also bereits während der Ausbildung, werde ich Teilzeit an einer Schule unterrichten. Ich kann mir gut vorstellen, das Pensum nach Abschluss des Studiums im Juni 2021 auf 80 Prozent zu erhöhen und ein paar Jahre zu unterrichten. Was nachher kommt, weiss ich nicht. Vielleicht mache ich einen Masterabschluss in Fachdidaktik, vielleicht gehe ich in die Berufsbildung – dann könnte ich angehende Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner unterrichten.

Der Artikel erschien im Februar 2020 in der Bildungsbeilage "Einsteiger". Das Interview wurde von Stefan Schaer geführt.

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