Unterrichtsverlauf

Der Lektionsbeschrieb orientiert sich am Beobachtungsprotokoll einer Lektion in Uerkheim, AG.

An Ankergrössen orientieren

Zu Beginn der Lektion sitzt die Klasse im Kreis. Die Lehrperson hat auf zehn (illustrierten) A4-Blättern jeweils eine Frage notiert: „Wie lang ist eine Elle“, „Wie hoch ist ein Päckchen Taschentücher“, „Wie breit ist eine Stecknadel“. Die Lernenden messen mit einem Massband oder einem Lineal und notieren Antworten auf Post-Its, die sie dann auf das entsprechende A4-Blatt kleben. Am Ende kleben auf jedem Frageblatt mehrere Post-Its. Trickig ist u.a. die Frage wie breit eine Stecknadel ist. Die Beiträge der Lernenden reichen von 1 mm bis zu 3 cm.

Nach 10’ werden die Fragen in einem Klassengespräch aufgelöst. Es stehen vor allem jene Längen im Zentrum, bei denen die Antworten stark variieren. So löst etwa Tobias die Frage von Länge und Breite einer Stecknadel auf. Diskutiert wird auch die Länge eines Schrittes mit Angaben zwischen 22 cm und 80 cm. Lena (60 cm) zeigt, wie sie ihren Schritt gemessen hat. Zwei Mädchen haben hier ihre Fusslänge (22 cm) ausgemessen. Linus wirft ein, dass ein Schritt bei einem Fussballer, der sprintet sehr lang ist.

Im nachfolgenden Gespräch stehen die Ankergrössen 1 mm, 1 cm, 1 dm, 1 m, 1 km im Vordergrund. Die Lehrperson hat zu diesen Grössen Kärtchen vorbereitet, auf denen entsprechende Gegenstände abgebildet sind. In diesem Zusammenhang stehen dann auch die Hausaufgaben, die bereits jetzt erteilt werden. Die S&S fertigen zuhause von jeder Grösse ein eigenes Kärtchen an und illustrieren dieses mit einem geeigneten Gegenstand.

Filmausschnitte

Die untenstehenden Filmausschnitte zeigen auf, wie innerhalb einer Klasse gemeinsam an der gleichen Aufgabe gearbeitet werden kann. Die Lernenden bewegen sich im gegebenen Rahmen autonom, interagieren, machen Notizen und vergleichen mit anderen Lernenden. Am Ende der (kurzen) Sequenz werden die Schlussfolgerungen ausgewertet.

b1 Die Lernenden der altersgemischten Klasse (4. bis 6. Kl.) in Uerkheim AG messen Längen aus und suchen Referenzgrössen. b2 Die gemessenen Grössen werden gemeinsam in der Klasse diskutiert.
 

Spiel "Immer kürzer"

Die Spielidee aus der zweiten Lektionshälfte stammt aus Wälti, Schütte & Friesen (2020). Alle vier Aspekte des kompetenzorientierten Fachunterrichts stehen im Zentrum.

Die Lernenden vergleichen im folgenden Spiel in Gruppen zu drei bis vier verschiedene Längen. Sie legen reihum Längenkarten ab, deren aufgedruckte Länge möglichst wenig kürzer als die zuletzt gelegte Länge ist. Dabei sind einfache Maßumwandlungen (m, dm, cm, mm → cm) gefordert.

Selbstverständlich lassen sich die Aufdrucke auf den Karten mit einfacheren Maßangaben ergänzen, um die Arbeit etwas zu vereinfachen (z.B. «1 m 7 dm 6 cm» mit «1 m 76 cm» ergänzen).

Jede Lerngruppe erhält je ein Set Spielkarten und einen Zollstock. Der Zollstock wird am Boden oder auf einem Tisch mit Klebeband befestigt.

Zum Einstieg werden die Karten gemischt und 6 bis 8 Spielkarten aufgedeckt. Die Lernenden ordnen diese der Größe nach und orientieren sich dabei am Zollstock. So wird die Karte mit dem Aufdruck «660 mm» am Zollstock der Länge «66 cm» zugewiesen.

Jetzt beginnt das eigentliche Spiel. Die Startkarte (2 m) wird am Zollstock neben die 2 m-Marke gelegt. Die Karten werden gemischt und mit dem Aufdruck nach unten ausgebreitet. Nun ziehen alle Beteiligten vier Karten und legen diese offen vor sich hin. Da kooperativ gespielt wird, dürfen die Lernenden einander helfen und geeignete Spielzüge diskutieren. Der Spieler mit der größten Länge beginnt und legt diese an den entsprechenden Ort am Zollstock, danach wird reihum (A, B, C, D, A …) gespielt.

Die detaillierten Spielregeln befinden sich weiter unten auf dieser Seite.

Filmausschnitte

In den untenstehenden Filmausschnitten ist links ein kurzer Ausschnitt aus einer Spielrunde «Immer kürzer», rechts die Auftragserteilung für die Hausaufgaben zu sehen.  

b3
Eine Gruppe Lernender spielt «Immer kürzer». Kärtchen dürfen nur gelegt werden, wenn die aufgedruckte Länge kürzer ist als diejenige auf dem zuvor gelegten Kärtchen.
b4
Erteilung der (handlungsorientierten) Hausaufgaben.

 

Spielregeln

Es wird reihum gespielt, aussetzen oder passen ist nicht erlaubt.

Jede Spielerin bzw. jeder Spieler legt je Spielzug mindestens ein, evtl. auch zwei oder sogar drei Karten.

Jede Karte wird an die entsprechende Stelle am Zollstock gelegt.

Nach einem Spielzug ergänzt jede Spielerin und jeder Spieler die Handkarten wieder auf vier, bis der Stapel aufgebraucht ist.

Eine Karte darf gelegt werden, wenn die aufgedruckte Länge kürzer als die zuletzt gelegte Länge ist.

Eine Karte mit einer größeren Länge darf nur gelegt werden, wenn sie um genau 50 cm oder 1 m länger als die zuletzt gelegte Karte ist. In diesem Fall darf die Spielreihenfolge ignoriert werden. Beispiel: Die zuletzt gelegte Karte ist 660 mm = 66 cm. Paul hat die Karte «1 m 16 cm» vor sich liegen und darf diese nun legen, da sie 50 cm länger ist als 66 cm. Nun ist die Reihe an Simon. Er sucht eine Karte, die um möglichst wenig kürzer als 1 m 16 cm ist (es sei denn er kann 1 m 66 cm legen).

Das Spiel ist zu Ende, wenn die Spielenden keine weiteren Karten gemäß den Spielregeln legen können. Ziel des Spiels ist es, als Gruppe möglichst viele Karten zu legen.

b5

In einer weiteren Erprobung in Gsies (Südtirol) haben Lernenden einer 3. Klasse die Spielkarten jeweils direkt am Zollstock an die richtige Position gelegt. Diese zusätzliche Stütze hat das Spiel wesentlich erleichtert.

Gemeinsames Ziel der Spielgruppen ist es, möglichst viele Karten zu legen. Die Anzahl gelegter Karten wird am Ende eines Spiels gezählt und allenfalls mit anderen Spielgruppen verglichen. Mit den vorgeschlagenen Spielregeln sollte es möglich sein, in einem Spiel mindestens 20 Karten zu legen.

Zur Auswertung legen die Lernenden dann in der Spielgruppe möglichst viele Karten in eine Reihenfolge, indem ein bestimmtes Bildungsgesetz (Vorschlag: kürzer, kürzer, + 50 cm, kürzer, kürzer + 50 cm …) eingehalten wird. Können sie so alle Karten ablegen?