Wie gut funktioniert mein Unterricht?

Den eigenen Unterricht regelmässig zu evaluieren, ist wichtig und zeitintensiv. An der PHBern untersuchen deshalb Dozierende im Rahmen des Projekts "DeLfi" ihre eigene Lehre und entwickeln diese so weiter. Lehrpersonen werden bei dieser anspruchsvollen Aufgabe durch verschiedene Angebote der PHBern unterstützt.
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Im Alltag fehlt oft die Zeit, den eigenen Unterricht zu analysieren. Coachings und Weiterbildungen schaffen Raum dafür.
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Die Planung, Durchführung und Auswertung des eigenen Unterrichts ist anspruchsvoll, fordernd und zeitintensiv. Zeit, um den eigenen Unterricht zu reflektieren und weiterzuentwickeln, bleibt dabei wenig. Dies geht nicht nur Lehrpersonen so, sondern auch Dozierenden der PHBern. Es werden zwar regelmässig Evaluationen zu den einzelnen Veranstaltungen durchgeführt, jedoch finden diese für gewöhnlich jeweils am Schluss eines Semesters statt und beziehen sich damit auf den Endzustand. Damit der Lernprozess sowie das geeignete Lernsetting der Studierenden mehr ins Zentrum gerückt wird, startete die PHBern vor einem Jahr das Projekt "Die eigene Lehre forschend innovieren" (DeLfi). Durch dieses Projekt setzen sich Dozierende vertiefter mit der eigenen Lehre auseinander und nehmen die Lernaktivitäten der Studierenden im Rahmen kleiner Lehrforschungsprojekte unter die Lupe. 

Untersuchen des Lernprozesses

"Es ist wichtig, dass bei der Auseinandersetzung mit der eigenen Lehre konsequent die Perspektive der Studierenden einbezogen und hinterfragt wird, in welchem Setting die Studierenden am besten lernen und ihre Kompetenzen weiterentwickeln können", erklärt Doris Ittner, Projektleiterin und Dozentin am Institut Sekundarstufe II. "Die Idee ist auch, dass die Dozierenden in den eigenen Veranstaltungen etwas Neues, Innovatives ausprobieren und ihre Methodik so weiterentwickeln können." Das Projekt läuft unter dem Stichwort "Lehrforschung" und geht damit ein Stück weiter als die herkömmliche Evaluation der Veranstaltungen. Einerseits wird bei der Lehrforschung die Evaluation bewusst auf den Lernprozess – und nicht nur auf das Lernergebnis – ausgerichtet, und andererseits wird das eigene Unterrichten mit wissenschaftlichen Methoden untersucht, und es werden Forschungsbefunde einbezogen, die es zu dieser Thematik bereits gibt. 

Umsetzung in der Praxis

So haben nun während eines Jahres vier Dozierende der PHBern ihre eigene Lehre untersucht. Die Fragestellungen wählten alle individuell und thematisch sehr unterschiedlich. Entstanden sind vier kleine Lehrforschungsprojekte zu Studienangeboten mit den Themen "Elternbriefe", "Entwicklung der Programmierkompetenzen", "Mehrsprachigkeitsdidaktik" und "Gesundheitsförderung". "Das Ziel ist, herauszufinden, wie Dozierende für ihre Lehre am meisten profitieren", erläutert Ittner. Das Wichtigste und auch das Motivierende sei, dass die Dozierenden den Nutzen aus dem Projekt direkt wahrnehmen und die Forschungsergebnisse in die künftigen Lehrveranstaltungen einfliessen lassen können. Mit solchen Projekten gelingt es der PHBern, Forschungsaspekte in die Lehrpraxis einzubeziehen und die Lehre damit stetig aktuell zu halten und weiterzuentwickeln, wovon letztlich die Studierenden profitieren. 

Interview mit Sonja Schär, Projektteilnehmende

Teilgenommen am Projekt "DeLfi" hat unter anderem Sonja Schär, Dozentin am Institut Sekundarstufe I. Im Interview erzählt sie, weshalb sie ihre eigene Lehre untersuchen wollte und welche Erkenntnisse sie gewann.

Frau Schär, was war Ihre Motivation, am Projekt teilzunehmen?
Auch wenn ich aufgrund des heterogenen Hintergrunds meiner Studierenden regelmässig Anpassungen an meinen Lehrveranstaltungen vornehme, wollte ich etwas verändern. Ich beschäftige mich sowieso schon mit Fragen zu meiner eigenen Lehre und so dachte ich, dass dieses Projekt der richtige Zeitpunkt ist, diese Veränderung anzugehen.

Was haben Sie untersucht?
Die Studierenden in meiner Veranstaltung entwickeln eine Projektarbeit, bei der sie frei wählen können, was sie im Bereich Robotik und Programmierung umsetzen möchten. Dies ergibt eine sehr grosse Bandbreite an Projekten. Daher wollte ich untersuchen, wie sich die Programmierkompetenz der Studierenden im Rahmen dieser Arbeit entwickelt. Spannend war, dass der forschende Ansatz des Projektes mich dazu zwang, meine Forschungsfrage möglichst explizit zu formulieren. Hätte ich mir die Frage im Rahmen einer Selbstreflexion gestellt, hätte ich diese wohl weniger eindeutig formuliert.

Welche Erkenntnisse konnten Sie aus diesem Projekt gewinnen?
Meine Forschungsfrage konnte ich schlussendlich so beantworten, dass ich erkannte, dass sich aufgrund der Wahlfreiheit der Projektarbeiten nicht alle Studierenden gleich intensiv mit dem Thema «Programmieren» auseinandersetzen. Daher war meine Erkenntnis, dass ich die Entwicklung der Programmierkompetenzen künftig in einer anderen Veranstaltung stärker fördern muss, wenn die Wahlfreiheit in der Projektarbeit beibehalten werden soll.

Inwiefern verändert dieses Projekt Ihre künftige Lehrtätigkeit?
Nebst dem bereits genannten Punkt zur Auslagerung der Programmierkompetenz werde ich künftig vermehrt Selbsttests einführen. Denn ich habe bemerkt, dass die Studierenden ihre Programmierkenntnisse bei der Selbstevaluation unterschätzen. Die Selbsttests sollen die Studierenden unterstützen, ihr Fachwissen gezielt zu überprüfen und so ihre Kompetenzen realistischer einzuschätzen.

Wovon haben Sie mit der Teilnahme am Projekt «DeLfi» am meisten profitiert?
Von der Klarheit, was ich mit meiner Fragestellung eigentlich erreichen will. Mir wurde durch den Lehrforschungsansatz wieder einmal bewusst, dass ich die Lernziele klar auseinanderhalten und mich entscheiden muss, welches Lernziel zu welchem Zeitpunkt meiner Veranstaltungen im Vordergrund stehen soll.

Möchten Sie Ihren Unterricht ebenfalls weiterentwickeln?

Im CAS Kooperative Unterrichtsentwicklung an Schulen setzen Sie sich mit der Unterrichtsqualität sowie der persönlichen und kooperativen fachspezifischen Unterrichtsentwicklung auseinander. Nebst dem Einnehmen der Perspektive der Schülerinnen und Schüler sowie der Weiterentwicklung des eigenen Unterrichts lernen Sie Methoden der Unterrichtsbeobachtung und der kooperativen Reflexion in Gruppen kennen.

Dieser Beitrag erschien in der Ausgabe 4.21 von EDUCATION.