Von der Praktikantin zur Praxislehrperson

Delia Gutknecht war einst Studentin, heute begleitet sie an der PHBern als Praxislehrperson angehende Lehrpersonen. In ihrem Gastbeitrag erzählt sie, warum sie diese Aufgabe mit grosser Freude übernimmt – und was sie selbst dabei immer wieder dazulernt.
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Begeistert steht meine Kollegin im neuen Natur- und Technik-Zimmer unserer Schule und zeigt mir die Funktionen des Smartboards und die neu eingerichteten Räumlichkeiten. Zusammen mit einer weiteren Kollegin aus unserem Team hat sie sich intensiv für die Renovation dieses Raumes eingesetzt. Ich bin beeindruckt. Nicht nur vom neuen Raum, sondern auch vom Engagement meiner Kollegin. Schon während ihres Praktikums vor fünf Jahren war klar: Sie wäre eine Bereicherung für unser Team. Glücklicherweise ist sie geblieben und unterrichtet inzwischen meine Parallelklasse.   

Meine eigene Zeit an der PHBern habe ich in guter Erinnerung. Obwohl ich die Vorlesungen und Seminare grösstenteils mochte, waren für mich die Praktika die spannendste Zeit des Studiums. Einfach weil ich dort zeigen konnte, was ich alles gelernt hatte und erst durch das Arbeiten mit Schülerinnen und Schülern herausfand, dass ich diesen Beruf ausüben möchte. Besonders bei meinem ersten Praktikum hatte ich das Glück, von einer inspirierenden Lehrperson begleitet zu werden. Schon damals wusste ich: So möchte ich auch einmal eine angehende Lehrperson unterstützen! Diese Überzeugung hat sich im Laufe meiner beruflichen Entwicklung gefestigt. Bei meinem Abschlusspraktikum bin ich einem überaus engagierten Lehrer begegnet, der mich herausgefordert, aber auch wirklich gut gecoacht hat. Und genau diese Rolle wollte ich später selbst übernehmen.

Ich geniesse es, Studierende zu begleiten, sie zu unterstützen und mit ihnen gemeinsam an Herausforderungen zu wachsen. Mir ist es wichtig, dass zukünftige Lehrpersonen gut ausgebildet sind und in ihren Praktika wertvolle Erfahrungen sammeln – dabei möchte ich ihnen als Praxislehrperson zur Seite stehen.

Gleichzeitig profitiere ich selbst enorm von den Studierenden: Sie bringen frische Perspektiven, innovative Ideen und neue Technologien mit.
Delia Gutknecht  -  Lehrerin und Praxislehrerin Sekundarstufe I

Der Austausch mit angehenden Lehrpersonen ist für mich eine der grössten Bereicherungen. Es ist sehr spannend, sich mit Studierenden auszutauschen. Ich erinnere mich gut daran, wie wertvoll der Rat erfahrener Lehrpersonen für mich als Berufseinsteigerin war. Nun bin ich seit zehn Jahren im Schuldienst und sehe es als meine Aufgabe, diese Unterstützung weiterzugeben. Gleichzeitig profitiere ich selbst enorm von den Studierenden: Sie bringen frische Perspektiven, innovative Ideen und neue Technologien mit. So nutze ich beispielsweise das interaktive Tool Mentimeter in meinem Unterricht – eine Methode, die mir eine Studentin während ihres Praktikums gezeigt hat. Solche Impulse halten meinen Unterricht lebendig und zeigen mir immer wieder neue Wege, den Schulalltag zu gestalten. 

Natürlich ist der Schulalltag als Klassenlehrperson anspruchsvoll. Doch für mich hat die Begleitung von Studierenden Priorität. Ja, es macht den Alltag vielleicht noch ein Stück hektischer – aber es ist es absolut wert! Die Zusammenarbeit mit Praktikantinnen und Praktikanten bedeutet für mich nicht mehr Arbeit, sondern vielmehr eine Chance, meinen Blick auf den Unterricht und das Lernen stets zu hinterfragen und zu schärfen. Die Reflexion, die ich in der Begleitung der Studierenden vornehme, führt letztlich auch dazu, dass ich meine eigene Praxis stetig weiterentwickle. 

Die Zusammenarbeit mit Praktikantinnen und Praktikanten bedeutet für mich nicht mehr Arbeit, sondern vielmehr eine Chance, meinen Blick auf den Unterricht und das Lernen stets zu hinterfragen und zu schärfen.
Delia Gutknecht  -  Lehrerin und Praxislehrerin Sekundarstufe I

Seit meinem eigenen Abschluss hat sich die Ausbildung an der PHBern kontinuierlich weiterentwickelt. Besonders das Semesterpraktikum (P3) am Institut Sekundarstufe I hat mich beeindruckt: Studierende tauchen dabei intensiv in den Schulalltag ein und erleben alle Facetten des Berufs. Diese Praxisnähe halte ich für ausserordentlich wertvoll, da sie den Studierenden nicht nur Sicherheit gibt, sondern sie auch bestens auf ihren späteren Beruf vorbereitet. Die PHBern zeigt sich hier sehr engagiert, die berufspraktische Ausbildung laufend zu optimieren und den sich verändernden Anforderungen anzupassen. Ich hoffe, dass dies auch in Zukunft so bleibt und Studierende mit der Ausbildung an der PHBern optimal auf den Berufsalltag vorbereitet werden.  

Nach den Sommerferien beginne ich mein zehntes Schuljahr als Klassenlehrerin und übernehme eine neue 7. Klasse. Meine Kollegin (siehe Textanfang) wird wieder an meiner Seite stehen. Und unser Stufenteam wird ergänzt von einer weiteren, jungen Kollegin, die erst vor Kurzem ihr Studium abgeschlossen hat. Seit ich an dieser Schule arbeite, kamen viele neue, motivierte Lehrpersonen ins Team. Eine schöne Entwicklung, die ich miterleben durfte. Genau das ist es, was die Rolle als Praxislehrperson für mich so wertvoll macht: Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, sie wachsen zu sehen und schliesslich als geschätzte Kolleginnen und Kollegen (ob an der eigenen oder einer anderen Schule) an seiner Seite zu wissen. Deshalb kann ich jeder Lehrperson nur ans Herz legen, sich als Praxislehrperson zu engagieren. Es lohnt sich – für die Studierenden, aber auch für einen selbst!  

Delia Gutknecht, Lehrerin, Praxislehrerin und Influencerin auf Instagram

Zur Gastautorin

Delia Gutknecht unterrichtet aktuell eine 9. Klasse auf Sekundarniveau an der Schule Büren an der Aare. Daneben engagiert sie sich als Praxislehrperson und inspiriert andere Lehrpersonen auf Instagram. 

Rund ums Jubiläum

Zum 20-Jahr-Jubiläum lanciert die PHBern eine Spezialwebsite, die Einblicke in die bewegte Geschichte der PHBern gibt. Ausserdem erzählen Studierende und Mitarbeitende, welches ihre Lieblingsorte an der PHBern sind oder welche Momente an der PHBern besonders in Erinnerung geblieben sind.