"Es braucht Lehrpersonen mit einer extra Portion Zuneigung und Geduld"

Der Rucksack von Adrian Klenk weist einiges an Lebens- und Berufserfahrung auf: So arbeitete er als Lehrperson und Schreiner, renovierte sein 250-jähriges Haus vom Keller bis zum Giebel und verbrachte viel Zeit in den Bergen oder am Atlantik. In den letzten drei Jahren studierte er berufsbegleitend am Institut für Heilpädagogik der PHBern. Was dem Oberländer an der PHBern und am Beruf Schulischer Heilpädagoge gefällt, erfährst du im Interview.
Image
2024_IHP_Studiportraet_Adrian_Klenk_1
NEWS —

Fast drei Stunden Weg nimmt der Vater von zwei Kindern im Teenagealter auf sich, um an der PHBern den Masterstudiengang Schulische Heilpädagogik zu absolvieren, "zum Glück gibt es aber auch virtuelle oder hybride Veranstaltungen", so dass er nicht täglich pendeln muss. 

Was gefällt Ihnen am Beruf der heilpädagogischen Lehrkraft?  
Zeitgleich mit dem Studium trat ich meine Stelle in einem Heim für akute Krisenintervention an. Als Teilzeit-Klassenlehrkraft gestalte ich den täglichen Unterricht für eine äusserst dynamische und heterogene Lerngruppe. Fachspezifische Lerninhalte sind oft zweitrangig. Nicht selten haben meine Schützlinge bereits viele negative Erfahrungen mit der Schule gemacht. In diesem Umfeld kann ich individuell auf die verschiedenen Bedürfnisse eingehen und nebst dem heilpädagogischen Fachwissen auch meine Spontanität und Kreativität förderlich einsetzen. 

Warum studieren Sie Schulische Heilpädagogik?
Ich sehe mich selbst als sehr privilegiert. Meine Eltern lebten mir vor, dass eine Gemeinschaft nur funktionieren kann, wenn man sich um die Schwächsten kümmert und sich für diese einsetzt. Vielleicht zogen mich Menschen, die weniger Glück im Leben haben, darum schon immer an. Ich bin überzeugt, dass ich ein gewisses Talent für meinen jetzigen Beruf mitbringe. Was mir jedoch fehlte, war ein fundiertes Fachwissen. Nebst dem praxisnahen Wissen zum Umgang mit herausfordernden Unterrichtssituationen, sind für mich vor allem die Inhalte der Fachdidaktik- und der Diagnostikmodule sehr hilfreich. Zum Beispiel dann, wenn über Nacht ein neues Kind zur Klasse stösst und ich möglichst schnell seinen Lernstand feststellen muss, um die Unterrichtsinhalte entsprechend zu gestalten. 

Als schulische Heilpädagog*innen können wir wesentlich dazu beitragen, eine inklusive Schulkultur zu ermöglichen und zu etablieren.
Adrian Klenk  -  Student und Klassenlehrperson

Was gefällt Ihnen am Studium?
Mit dem modularen Aufbau ist das Studium perfekt an die individuelle Lebenssituation anpassbar. Ich bin beeindruckt, wie interessiert, engagiert und nahbar die Dozierenden sind. Bei Fragen, oder wenn ich Hilfe benötigte, habe ich immer zeitnahe und hilfreiche Rückmeldungen auf Augenhöhe erhalten. Besonders die Zusammenarbeit mit meiner Praxisbegleitungsperson empfinde ich als sehr gewinnbringend und nachhaltig. 

Wem würden Sie das Studium empfehlen?
Ich empfehle das Studium allen, die als Schulische Heilpädagog*innen tätig sein wollen. Wer im integrativen Bereich arbeiten möchte, sollte Begeisterung für die pädagogische Arbeit mit Kindern und die Bereitschaft mitbringen, aktiver Teil eines Schulteams zu sein. Es braucht Leute, die bereit sind, sich zu engagieren. Personen, die zwischen allen Beteiligten Brücken schlagen können und dabei das Kind und seine positive Entwicklung im Vordergrund sehen. Als schulische Heilpädagog*innen können wir wesentlich dazu beitragen, eine inklusive Schulkultur zu ermöglichen und zu etablieren. Ich bin jedoch der Überzeugung, dass es immer auch Kinder geben wird, welche auf ein separatives Schulangebot angewiesen sind. Für diese Kinder braucht es Lehrpersonen, die neben spezifischem Fachwissen eine Extraportion Zuneigung und Geduld mitbringen. 

Image
2024_IHP_Studiportraet_Adrian_Klenk_2

Zur Person: Adrian Klenk

Adrian Klenk, 45 Jahre alt, hat das ehemalige Lehrerseminar in Thun absolviert und als Lehrperson gearbeitet. Nach Zivildienst und Reisen, absolvierte der Oberländer eine Schreinerlehre und arbeitete 17 Jahre in diesem Beruf. Heute arbeitet er im Chinderhuus (besondere Volksschule) in Gstaad als Klassenlehrperson und absolviert berufsbegleitend das Studium Schulische Heilpädagogik.

Studiumsanmeldung Sekundarstufe I

Eine verspätete Anmeldung für einen Studienbeginn im Herbstsemester 2024 ist bis zum 31. August 2024 möglich. Alle Informationen zum Anmeldeprozess finden Sie unter Studiumsanmeldung Schulische Heilpädagogik.

Kontakt