Vera Schöpfer - wir waren hier

Bildnerisches Gestalten

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Eine Installation, die den Scheinwerfer auf die Spuren der Zivilisation wirft.

Eingraviert auf farbigen PMMA-Platten werden Abstraktionen von Spuren gezeigt, die der wertschöpfende Mensch unwiderruflich in der Natur hinterlassen hat. Als Spuren werden menschliche Eingriffe aller Art in die Umwelt verstanden und zu einzelnen Sujets weiterentwickelt. Um die Dringlichkeit der Thematik zu betonen, kommt der Methode des Vervielfältigen eine gestalterische und narrative Bedeutung zu.

Die Komposition der Platten gliedert sich thematisch. Es sind auch andere Konstellationen denkbar, weshalb die Erschafferin es ablehnt, ihre Interpretation hier zu teilen. Die Platten lassen sich aus den S-Haken lösen und re-arrangieren, wozu die Betrachtenden eingeladen sind.

Der gestalterische Prozess als Ausdruck des Anthropozäns: Spuren der Menschheit werden visualisiert, beleuchtet und hinterfragt

Die Arbeit setzt sich mit Formen und Linien auseinander, die als Abstraktionen die unvergänglichen Spuren, die die menschliche Zivilisation in der Ökologie hinterlässt, darstellen. 

Als Leitmotiv dienten die Geoglyphen von Scharrbilder in der Atacamawüste, die von der Nazca-Kultur stammen, sorgfältig geplant wurden, kulturell-symbolischen Wert haben und aufgrund der geologischen Bedingungen die Zeit überdauern. 

Die vorliegenden Sujets sollen als Gegenmotive verstanden werden: Sie zeigen Spuren, die Wertschöpfungsketten unserer Zivilisation in der Landschaft hinterlassen haben. Die Formen, Flächen oder Linien stellen den Rhythmus der Produktion oder An-, bzw. Abbaustrategien dar, mit denen mittels effizienter Technologie materielle Werte geschöpft werden. 

Während die Geoglyphen Zeit überdauern, weil die geologischen Gegebenheiten stimmen, bleiben die in den Bildern thematisierten Spuren in der Landschaft zurück, weil sie nicht mit der Geologie vereinbar sind. Es ist einer von vielen Gegensätzen, die das Projekt ausmachen: So schufen die Nazca ihre Bilder mit einfachen Werkzeugen oder von Hand, richteten sie nach Sternbildern aus und waren spirituell-kulturell motiviert. Konträr schafft der wertschöpfende westliche Mensch seit der Industrialisierung Spuren mit maschinellem Einsatz. Die Produktion ist nach Effizienz und Ertrag ausgerichtet, also ökonomisch motiviert. 

Pointiert dargestellt wird dieser Sachverhalt durch das Plexiglas als Bildträger, als Gegensatz zum Boden der Atacamawüste. In der Absicht, die Abkehr vom Natürlichen darzustellen, wählte ich Plexiglas für das Werk, weil es als Gemisch aus Wasser und Sand ein künstliches Imitat von Glas ist. 

Von der Skizze bis zur Lasergravur durchliefen die Bilder mehrere maschinelle Eingriffe. Um die Zeichnungen einzuscannen, sie in eine Vektorgrafik umzuwandeln, die Motive präzise zu vervielfältigen und sie  zu gravieren machte ich mich als Erschafferin abhängig von Technologie. Der gesamte Schaffensprozess hinter diesem Werk repräsentiert somit die maschinelle Abhängigkeit des westlichen Menschen im 21. Jahrhundert. 

Dass sich die Sujets vor Betrachtenden verbergen, bis Licht und ein genauer Blick sie findet, heisst im Kontext des Anthropozäns, dass sich Folgen des Handelns erst später vollständig zeigen werden. Im Kontext der Geoglyphen suchen die Bilder Antwort auf die Fragen: Welche Bilder hinterlässt unsere Kultur in der Landschaft und welche kulturellen Werte repräsentieren sie?

Material und Technik

14 farbige PMMA-Platten (3mm), diverse Grössen (6x23cm bis 25x35cm), lasergraviert, aufgehängt, beleuchtet mit Fluter