Noah Kummer - Liminal Spaces

Bildnerisches Gestalten

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Welche Eindrücke und Gefühle bleiben uns, wenn man den Menschen aus der Gleichung nimmt- und damit im Bild ausradiert? Die Arbeit "Liminal Spaces" erforscht dieses Gefühl in der Form eines Kartonwürfels und drei grossformatigen Fotografien, welche das Innenleben des Würfels abbilden.

Ein Spiel zwischen Wirklichkeit und Traum mit narrativen Aspekten, integriert in ein interaktives Diorama

Was macht den Menschen zum Menschen?

Auf diese Frage gibt es viele Antworten… eine davon ist unsere ausgeprägte Kooperationsfähigkeit. Diese findet nicht nur zwischen Verwandten und Freunden statt, sondern kann auch zwischen fremden Personen entstehen (Allmann, Peter, 1999 in: Stone Age Present). Dass man sich auf fremde Menschen eher verlassen kann als im Stich gelassen zu werden, zeigen alltägliche Szenen: Eine ältere Frau, die einem gestressten Pendler die Zugtür aufhält - Ein Jugendlicher, der einer älteren Frau den Sitzplatz freigibt - Ein Wanderer, der sich an den Wegesrand stellt, um einige entgegenkommende Jogger durchzulassen.

Dieses Vertrauen in fremde Menschen schafft Sicherheit.

Was passiert mit uns, wenn sich dieses Gefühl subtiler Sicherheit auflöst? Was bleibt übrig, wenn man den Menschen aus dem Bild radiert?

In meinem Projekt "Liminal Spaces" habe ich mir zum Ziel genommen, dieses übrigbleibende Gefühl darzustellen. Das Wort Liminalität bedeutet so viel wie "Schwellenzustand" oder "Übergangszustand". Es wurde 1909 von einem deutsch-französischen Ethnologen geprägt und in den 50er Jahren weiterentwickelt. Scheinbar hat es vor einigen Jahren (während der Coronapandemie) online an Bekanntheit erlangt. Ein anonymer Moderator eines Reddit-Forums beschreibt es wie folgt:

"A liminal space is the time between the 'what was' and the 'next.' It is a place of transition, waiting, and not knowing. Liminal space is where all transformation takes place, if we learn to wait and let it form us."

Das Projekt besteht aus zwei Hauptelementen: Einer räumlichen Darstellung in der Form eines frei hängenden Kartonwürfels und einer flächigen Umsetzung in der Form von drei grossen Postern, welche in der Nähe des Würfels an der Wand hängen. Da sich Liminalität nur schwer einfangen lässt, habe ich mich bewusst für diese beiden Umsetzungen entschieden – ich bin der Überzeugung, dass sich dadurch ein genaueres und umfassenderes Bild dieses emotionalen und räumlichen Schwellenzustands zeichnen lässt.

Material und Technik

Bastelkarton, Beleuchtung via Bürolampe, Poster, Kartonkubus im freien Raum hängend, mit verschiedenen Gucklöchern