Birgit Ruef - Vermengung

Bildnerisches Gestalten

01_ruef_neu.jpg

Laubmoos - Bryophyta

Blasenflechte - Hypogymnia physodes

Pflaumenflechte - Evernia prunastri

Gesprenkelte Becherflechte - Cladonia rangiformis

 

"Wir trauern nur um das, was wir kennen."

(Aldo Leopold, 1887-1948, Gründer der Naturschutzbewegung)

 

Artefakte und Fragmente als Erinnerungen

Video" Blubb" 3.40min.: Über was werden wir trauern?

Eine künstlerische Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit, Transformation und Metamorphose der Natur

Die Klimakrise ein permanentes Thema in unsere Gegenwart. Wir werden überschüttet von Statistiken, Forschungsberichten, politischen Schlagzeilen und Meinungen. Es wird geforscht, studiert und recherchiert. Die Menschen reduzieren den Lebensstandard und passen sich den neusten Erkenntnissen an. Wie lautet die Antwort auf die Klimakrise? In dieser Hysterie, Hektik und Hoffnungslosigkeit vergessen wir oft, dass die Natur präsent ist und sich im Kreislauf der Zeit bewegt. Die Natur passt sich an und erneuert sich. Die Fragen sind: Was verliert die Menschheit, was werden wir vermissen oder über was werden wir trauern?

Das Projekt "Vermengung" ist ein Versuch, anders mit der Natur in Kontakt zu treten. Mit einem künstlerischen Prozess werden Vergänglichkeit, Transformation und Metamorphose aufzeigt. Ins Bewusstsein kommt die Vergesslichkeit der Menschen und die unendliche Dimension der Zeit.

Ausgangspunkt ist die Urpflanze: Die Urzelle (Archeon) verbindet sich mit Alpha-Proteobakterium und teilweise wird ein Cyanbakterium aufgenommen. Die Cyanobakterien konnten sich zu Chloroplasten entwickeln und somit war der Ausgangspunkt für die Bildung von Pflanzenzellen geschaffen. Als Alge haben sich Moose und Flechten am Lande vor über 400 Millionen Jahre weiterentwickelt.

Über eine längere Phase habe ich im Wald und bei Spaziergängen folgende Moose und Flechten gesammelt: Laubmoose Bryophyta, Blasenflechte Hypogymnia physodes, Pflaumenflechte Evernia prunastri und Gesprenkelte Becherflechte Cladonia rangiformis.

Die Fundstücke mumifiziert ich mit Gipsbinden. Die Formen, Oberflächen und Farben vereinheitlichten sich und verschiedene Artefakte entstanden. Das Leben der Urpflanze habe ich zerstört.

Die Artefakte im Kreislauf mit Wasser: Im Video Blubb sehen wir die Artefakte vermengt zu einem Haufen, sie schwimmen unter Wasser und langsam bewegen sie sich und lösen sich auf. Luftblasen kommen an die Wasseroberfläche.

Die Artefakte standen einen Monat im Wasser und haben sichtliche Reste auf den Gläsern hinterlassen. Unangenehm riechende Gase sind ihnen entwichen und die Stücke sind unterschiedlich verwittert. Was kommt danach? Einige Moos- und Flechtenteile sowie Verfärbungen sind sichtbar. Die Oberflächen entwickeln sich zu einer neuen, eigenen Struktur. Jedes einzelne Stück trägt eine Erinnerung in sich. Das Wasser verdampft und die Artefakte zersetzen sich langsam und verändern sich weiter…

"Wir trauern nur um das, was wir kennen", sagte Aldo Leopold (1887-1948, Gründer der Naturschutzbewegung).

Material und Technik

Fundstücke, Fragmente im Glas, Artefakte mit Gips umwickelt und im Wasser aufgelöst, Video "Blubb" im Loop 3.40 min.