Delia Ferraro - Breathing Bodies

Textiles Gestalten

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Durch textile Abformungen von Freund:innen und das Festhalten ihrer Atemgeräusche werden Emotionen und Intimitäten greifbar, die ich mit diesen besonderen Menschen verbinde. Diese Werke sind nicht nur Momentaufnahmen, sondern auch Anstösse zur Reflexion über unser Miteinander. Oft nehmen wir an, dass unser Verständnis von Liebe und Freundschaft fest verankert ist, ohne es jemals zu hinterfragen. "Breathing Bodys" ist eine künstlerische Auseinandersetzung, welche dazu ermutigt, die Mechaniken unserer Umgangsformen neu zu verhandeln und zu erkunden, wie wir einander wirklich begegnen wollen.



 

In Beziehung treten

Körper – wir bewegen uns mit ihm, nehmen unsere Umgebung mit ihm wahr, treten in Interaktion durch ihn mit anderen Menschen und unserem Umfeld. Seit Menschen fähig sind Abbilder zu kreieren, besteht eine Faszination der Darstellung des menschlichen Körpers. Die Frage, wie ich textile Objekte nähen kann, sodass sie Ähnlichkeiten zum menschlichen Körper aufzeigen, war die Inspiration für diese Arbeit. 

"Breathing Bodies" ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Frage, wie wir Beziehungen leben und erleben. Ich untersuche in diesem Projekt meine eigenen Beziehungen. Wie verändern sich Verbindungen und inwiefern lassen wir uns von äusseren Einflüssen vorschreiben, wie wir miteinander umgehen? Ein zentrales Anliegen der Arbeit ist die Frage, wie Intimität entstehen kann und wie wir in Kontakt zueinander treten können.

Die Ausstellung zeigt Momentaufnahmen von Beziehungen zu meinen Freund:innen. Ich habe die Körper von Freund:innen mit Nylonstrümpfen und Betonklebeband abgeformt. Daraus habe ich Schnittmuster für die Haut aus Stoff entwickelt. Die Textilien, die für die jeweiligen abgeformten Stoffkörper verwendet wurden, stammen aus Brockenstuben, die ich dort zusammengesucht habe. Getragene Kleider haben ihre eigenen Geschichten, da sie bereits vorher getragen wurden, sowie auch ich und meine Freund:innen unsere eigenen Geschichten haben, die uns prägen. Die Körperhüllen, genäht aus verschiedenen Stoff-Fragmenten, spiegeln die Emotionen wider, die ich mit diesen Personen verbinde. Das Abformen der Körper war eine intensive Erfahrung, wie ich zu meinen Freund:innen in Beziehung trete. Viele Menschen denken, weil wir Menschen sind, wüssten wir automatisch, wie wir einander zu begegnen haben. Die Arbeit hat mich dazu aufgefordert, die Begegnungen neu zu erkunden und mit Vorsicht und Behutsamkeit meinen Freund:innen gegenüberzutreten. Wir sind imstande, zu entdecken, wie wir einander begegnen wollen. Wenn wir uns nahekommen, hören wir einander.

Atem verrät uns sehr viel über den Zustand eines Körpers. In der Stille habe ich die Atemgeräusche meiner Freund:innen aufgenommen. Dieser Moment hat einen neuen Raum von Intimität geschaffen. "Breathing Bodies" ist eine forschende Arbeit, die durch neue Beziehungen immer erweitert werden kann und sich verändert, sowie auch Beziehungen zu Menschen wandelbar sind.

"Breathing Bodies" lädt dazu ein, selbst durch das Geräusch des Atems und die Anwesenheit der Körper in Beziehung zu den Körpern zu treten, unsere Vorstellungen von Verbindung und Intimität zu hinterfragen und neu zu definieren. Sie zeigt, dass Beziehungen nicht statisch sind, sondern ständig neu verhandelt und gestaltet werden.

Material und Technik

Gebrauchte Textilien, Nylonstrümpfen, Betonklebeband, Watte (Recyclingfasern PET); genäht, gestopft, abgeformt