Annika Lau - Das Fremde

Bildnerisches Gestalten

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In der Installation "Das Fremde – Ein Schatten seiner Selbst" möchte ich das Thema Demenz aus einem persönlichen Blickwinkel heraus beleuchten. Inspiriert durch die fortschreitende Demenzerkrankung meines Grossvaters soll die zunehmende Entfremdung auf beiden Seiten dargestellt werden: Einerseits der Demenzkranke, der seine Umgebung immer fremder wahrnimmt und verzweifelt versucht, das ihm Vertraute festzuhalten und andererseits die Angehörigen, die einen geliebten Menschen als immer fremder erleben. Ein aus Draht geformtes Gesicht dreht sich an einer Schnur im Raum, während sein Schatten sich ständig verändert. Diese unaufhörliche Bewegung steht symbolisch für den Verlust der Identität, bis der Mensch schliesslich nur noch ein Schatten seiner selbst ist.

Ein Schatten seiner Selbst

Das Werk «Das Fremde – Ein Schatten seiner Selbst», möchte das Thema Demenz mit einer dreidimensionalen Installation aufgreifen. Ein Gesicht, geformt aus einem Drahtgewebe, hängt an einer feinen Schnur. Es dreht sich im Raum, während das Licht einer Lampe einen Schattenwurf auf eine runde Holzscheibe projiziert. Der Schattenwurf ist nicht starr, er verändert sich kontinuierlich, je nach Bewegung und Drehung des Drahtgesichts und der Einflüsse der Umgebung durch Bewegung im Gang, aufgehende Türen, Wind, die Lüftung, …

Die ständige Bewegung des Gesichtes soll die fliessenden Zustände des Geistes, wie sie bei einer Demenzerkrankung auftreten, repräsentieren.

Das feine Drahtgewebe, aus dem das Gesicht geformt ist, wirkt auf den ersten Blick zerbrechlich, fast transparent, was die zunehmende Unsichtbarkeit des Menschen in seiner vertrauten Welt widerspiegelt.

Die geschlossenen Augen und der geschlossene Mund repräsentieren die nach innen gekehrte Welt der Erkrankten, in der die Grenzen zwischen Realität und Erinnerung zunehmend verschwimmen. Die sanften Drehbewegungen des Kunstwerks, verursacht durch äussere Einflüsse, sollen verdeutlichen, wie sehr der Demenzkranke den Kräften der Umgebung ausgeliefert ist, ohne Kontrolle über seinen eigenen Zustand zu haben.

Der Schatten auf der Holzscheibe stellt ein zentrales Element des Werkes dar.

Er verweist auf die Unfassbarkeit der Krankheit. Körper und Geist scheinen sich immer weiter voneinander zu entfernen. Diese Veränderung soll den Verlust der Identität zeigen, den der Demenzkranke erlebt.. Er wird mit jedem Tag ein wenig mehr zu einem Schatten seiner selbst, bis schliesslich nur noch eine verzerrte, schwer erkennbare Silhouette übrigbleibt.

Das Kunstwerk soll dazu anregen über die Themen Vergänglichkeit, den Verlust der eigenen Identität und das allmähliche Fremdwerden des eigenen Selbst nachzudenken. Durch die ständige Bewegung und den sich verändernden Schatten soll die Tragik der Demenz, die sowohl von den Erkrankten wie auch von den Angehörigen erlebt wird, zum Ausdruck gebracht werden. Ein bewegtes Bild für eine Krankheit, die das Leben und die Wahrnehmung der Betroffenen wie auch ihrer Angehörigen unaufhaltsam verändert.

Material und Technik

Drahtgewebe aus Aluminium, Nylongarn, OSB-Platte lackiert