Lisa Pichler - Bodypositivity in der Kunst

Bildnerisches Gestalten

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Was ist ein „schöner“ Körper? Sind es die antiken Skulpturen aus weissem Marmor*? Welchen Einfluss haben die normativen Schönheitsideale auf unser Selbstwertgefühl – und wie kann die Kunst uns aus diesem Dilemma herausführen?

Findest du deinen Körper schön? Akzeptierst du deinen Körper genauso wie er ist? Behandelst du deinen Körper gut? Kommentierst du deinen Körper? Um die vorgeschriebenen Schönheitsstandards zu hinterfragen, stellen diese kleinen Figuren meinen Weg zur Selbstliebe da.

Formen der Akzeptanz

Es gibt viele verschiedene Körperformen doch oft, auch abhängig von Zeit und Kultur, wird nur ein bestimmter Körpertyp als ästhetisch empfunden. Ich sehe bei meinen Freund:innen und bei mir selbst, wie wir unsere Körper kritisch kommentieren. Wir sagen nichts Nettes oder Herzliches zu unserem eigenen Körper. Wir vergleichen uns ständig mit allen und allem um uns herum, und natürlich finden wir Aspekte, die uns an unseren Körpern stören.

In unserer Gesellschaft werden nicht nur im realen Leben sondern auch auf sozialen Medien ständig „perfekte“ Körper als Massstab präsentiert. In der Kunst wird seit jeher gegen diese Normen gekämpft: man denke an die üppigen Körper von Rubens, die überlangen Figuren von Lehmbruck, die eher rundliche Frau von Maillol und die Figuren von Botero. All diese verschiedenen Körpertypen wurden unter der Hand der Kunstschaffenden „schön“.

Mit der Body Positivity Bewegung werden die unterschiedlichsten Körperformen auch in der Kunst integriert: Die Bewegung zielt darauf ab, ein inklusiveres, realistischeres und liebevolleres Verständnis von Körpern zu fördern und gleichzeitig die individuelle Selbstwahrnehmung und das Selbstwertgefühl zu stärken.

Mit den unterschiedlichen Figuren möchte ich Schönheitsstandards, die in der Gesellschaft oft als normativ gelten und die ich auch persönlich hatte, hinterfragen. Die Figuren sind meine künstlerische Herangehensweise, die darauf abzielt, Körpervielfalt, Körperakzeptanz und Selbstliebe zu fördern. Ich habe bewusst eine weisse Modelliermasse gewählt, da ich die klassischen Skulpturen von Gian Lorenzo Bernini oder Antonio Canova als schön empfinde. Die verschiedenen Körperformen sind teils Selbstdarstellung und teils Darstellungen guter Freundinnen. Ich habe aber auch frei aus dem Kopf modelliert, damit die Körpervielfalt deutlicher wird. Ich habe nur Frauenkörper gewählt und habe mich auf die Oberkörper, also auf den Torso, konzentriert. Die Arbeit an den Skulpturen und die Gesamtheit der Figuren führt zu einem liebevolleren Verständnis von Körpern und stärkt das Selbstwertgefühl. Zu sehen, wie schön diese Figuren sind, ob dick oder dünn, im Gesamten oder im Einzelnen, gibt mir, und ich hoffe auch den Betrachtenden das Gefühl, dass Schönheit in vielfältigen Formen erscheinen kann.

Material und Technik

30 Figuren: Modelliermasse in Weiss und Weisstönen