Um was geht es?

Die zunehmende schulische Integration führte in den letzten Jahren zu neuen An- und Herausforderungen für Lehrpersonen und Schulteams. Aktuell wird sie in den Medien u.a. für Stress, Burnout und Lehrpersonenmangel verantwortlich gemacht. Zahlreiche Schulen befinden sich im Spannungsfeld zwischen der Verpflichtung zur Integration und Herausforderungen durch die zunehmende Heterogenität der Schüler:innen. Dennoch gibt es kaum empirische Studien, die den Zusammenhang zwischen den effektiven Integrationsanforderungen, die von Schule zu Schule variieren, und möglichen negativen Folgen für Lehrpersonen und Schulteams untersucht haben. Eine grosse Forschungslücke besteht vor allem in Bezug auf mögliche stressreduzierende und gesundheitsfördernde Aspekte im Kontext der Integration, die über die subjektiven Einschätzungen von Lehrpersonen hinausgehen und auch die Schulebene systematisch miteinbeziehen.

Was sind die Ziele?

Im Rahmen des geplanten Projekts soll entlang des Job Demands-Resources Modells (Schaufeli & Taris, 2014) den Fragen nachgegangen werden, inwieweit objektive integrationsbezogene Anforderungen (z.B. die Anzahl integrierter Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf) und Ressourcen (z.B. Anzahl Unterstützungslektionen) mit dem wahrgenommenen Belastungs- und Stresserleben sowie mit Aspekten des Wohlbefindens assoziiert sind.

Weiter interessiert, inwiefern Faktoren auf Personen- und Schulebene diese Prozesse moderieren. Zum Beispiel inwiefern Unterschiede in den Integrationsanforderungen mit Wohlbefinden und Zufriedenheit von Lehrpersonen, Schüler:innen und Erziehungsberechtigten einhergehen.
In einem weiterführenden Fokus auf integrative Schulentwicklung sollen zum einen fördernde und hemmende Aspekte bei der Umsetzung von Integration in den Schulen und zum anderen stressfördernde und -reduzierende Faktoren gefunden/festgestellt werden.

Wie sieht das Design der Studie aus?

Insgesamt 200 Schulen (Schulleitung sowie alle Lehr- und Fachpersonen) werden in einer Hauptstudie schriftlich zu Anforderungen und Ressourcen im Zusammenhang mit der Integration, allgemeinem Stresserleben, Arbeitsengagement und weiterführenden Outcomes befragt. Dabei werden objektive von subjektiven Anforderungen und Ressourcen unterschieden sowie individuelle Lehrpersonenmerkmale und in mehrebenenanalytischer Hinsicht insbesondere Faktoren auf Schulebene bzw. aggregierte Schulklimaaspekte berücksichtigt. Zudem werden in einer Teilerhebung von 200 randomisiert ausgewählten Schulklassen Aspekte der Zufriedenheit sowie des Wohlbefindens der Schüler:innen und Erziehungsberechtigen erhoben.

Anhand der Analysen aus der Hauptstudie werden zudem kontrastierend 20 Schulen ausgewählt, die verschiedene Profile in Bezug auf Integrationsanforderungen und Stress aufweisen. Die qualitative Vertiefungsstudie widmet sich der Frage nach den Gelingensbedingungen und stressreduzierenden Faktoren an integrativen Schulen. Hierzu werden problemzentrierte Interviews zu verschiedenen Dimensionen integrativer Schulentwicklung (Schulleitungen) und offene schriftliche Befragungen zu integrationsfördernden und stressreduzierenden Faktoren (Lehr- und Fachpersonen) durchgeführt und inhaltsanalytisch ausgewertet.

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Datenerhebung SWING

Warum ist das Projekt wichtig?

In Bezug auf die Lehrpersonengesundheit und Diskussionen über den Wiederausbau des separativen Schulsystems ist das Projekt von hoher Relevanz und Aktualität. Die Ergebnisse liefern wertvolle Hinweise für die integrative Schulentwicklung sowie für die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen. Eine grosse Stärke und Innovation des vorliegenden Projektes ist der Fokus auf die Schulebene, um über individuelle Merkmale hinaus wichtige Faktoren und positive Entwicklungsprozesse im Umgang mit Heterogenität und Integration zu identifizieren und damit Schulleitungen und -teams in der integrativen Schulentwicklung zu unterstützen. Das anwendungsorientierte Projekt wird entsprechend breit, u.a. vom Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, unterstützt.