Kreislauf der Förderplanung

Eine Förderplanung ist stets Teil eines Kreislaufs. Dazu gehören die begründete Entscheidung, zu welchem Förderbereich Beobachtungen und Erfassungen durchzuführen sind, wie und was nachvollziehbar dokumentiert und theoriegeleitet interpretiert wird und welche Förderziele formuliert werden sollen.

Kreislauf_Foerderplanung_1206

Das zirkuläre Vorgehen bei der Förderplanung lässt sich in den folgenden vier Schritten darstellen:

1. Entwicklungsbereich definieren

Zuerst ist die Entscheidung zu fällen, in welchem Bereich die Förderung ansetzen soll. Im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtungsweise beteiligen sich an diesem Schritt alle Beteiligten: Unter anderem Eltern, Lernende oder Lernender, Lehrperson, SHP und andere involvierte Fachpersonen. Fokussiert wird auf für das schulische Lernen relevante Entwicklungsbereiche der ICF:   

  1. Allgemeines Lernen
  2. Mathematisches Denken
  3. Spracherwerb und Begriffsbildung
  4. Lesen und Schreiben
  5. Umgang mit Anforderungen
  6. Kommunikation
  7. Bewegung und Mobilität
  8. Für sich selbst sorgen
  9. Umgang mit Menschen
  10. Freizeit, Erholung und Gemeinschaft

Im Rahmen eines Standortgesprächs definieren die Beteiligten gemeinsam ein oder zwei Entwicklungsbereiche, die den Schwerpunkt der Diagnostik und Förderung für die nächste Phase bilden.

2. Theoriebezug offen legen

Im zweiten Schritt wird bestimmt, welche Informationen erhoben werden müssen. Ziel ist es, aufgrund einer Erfassung sichtbar zu machen, wo die oder der Lernende im definierten Entwicklungsbereich steht und in welche Richtung die Entwicklung führt. Dies erfolgt auf der Basis eines theoretischen Modells, das dem definierten Entwicklungsbereich zugrunde liegt.

Weil oft mehrere Fachpersonen in Unterricht und Förderung einer oder eines Lernenden involviert sind, braucht es im Berufsalltag Diskussionen und Einigungsprozesse zu theoretischen Ansätzen.

Derzeit stehen für folgende Bereiche Beispiele mit offen gelegten Theoriebezügen zur Verfügung:

3. Diagnose stellen

Nachdem der Theoriebezug offen liegt, können Informationen theoriegeleitet erhoben und interpretiert werden. Die Beobachtungen zum Entwicklungsbereich und zum Kontext erfolgen im Unterricht und werden festgehalten.  Beteiligte Fachpersonen tauschen sich immer wieder über ihre Beobachtungen und Interpretationen aus.

Als Vorgehensweisen im Schulalltag bieten sich Fehleranalysen, Beobachtungsbogen, Lernstanderfassungen und auch Befragungen an. Für einige Bereiche existieren fachlich gut begründete förderdiagnostische Konzeptionen mit Screenings und/oder Tests. Für andere Bereiche müssen, ausgehend von einem theoretischen Modell, eigene Aufgaben und Fragen zusammengestellt werden.

Als Diagnose wird im Rahmen der Förderplanung die theoriegeleitete Gesamtinterpretation der Beobachtungen zu einem Bereich bezeichnet. Aufgrund der Diagnose und der theoretischen Bezüge werden Förderziele formuliert.

Förderdiagnostische Instrumente für die Mathematik

4. Förderung durchführen und evaluieren

Konkrete Förderziele werden in Absprache mit den involvierten Fachpersonen und unter Einbezug der oder des Lernenden und derer resp. dessen Eltern formuliert. Sie orientieren sich an den theoretischen Grundlagen des Entwicklungsbereichs.

Die Umsetzung der Fördermassnahmen erfolgt im Unterricht. Jede Lehrperson, die im Entwicklungsbereich (z. B. Schreiben) mit dem resp. der Lernenden arbeitet, richtet sich danach.

In sinnvollen Zeitabständen, mindestens halbjährlich, wird die Förderung hinsichtlich ihrer Wirksamkeit evaluiert und, falls notwendig, angepasst.