Pop-Up-Ausstellung

Die Besonderheit dieses Projekts besteht darin, dass der Besuch einer Ausstellung in der Schulbibliothek als Ausgangspunkt genommen wird, um die Integration des HSK-Unterrichts bzw. des Fremdsprachenunterrichts in die Regelschule zu erleichtern. Die folgenden Ausführungen geben weitere Informationen zur Durchführung der Ausstellung und ihrer Verbindung zu Lernsequenzen, die im "regulären Unterrichtssetting" durchgeführt werden können.

Allgemeine Informationen

Die Ausstellung richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Grundschule, d.h. vom Kindergarten bis und mit 4. Klasse. Sie besteht auf acht Modulen: sechs Module auf Französisch (zwei KG, zwei 1.-2. Klasse, zwei 3.-4. Klasse) und zwei Module auf Arabisch (eines 1.-2. Klasse und eines 3.-4. Klasse), die sich jeweils auf ein spezifisches Kinderbuch beziehen. Diese Module können zusammen oder einzeln und weitgehend unabhängig voneinander eingesetzt werden.

Damit die Ausstellung leicht ausgeliehen und von Schulbibliotheken genutzt werden kann, wurden alle Module in Form einer Pop-up-Ausstellung konzipiert. So kann den oftmals engen Platzverhältnissen in Schulbibliotheken Rechnung getragen werden. Auf Wunsch kann ein Modul auch einfach im Klassenzimmer eingesetzt werden. 

Die Ausstellung soll Schülerinnen und Schüler motivieren und helfen

  • Bücher in der eigenen Erstsprache zu entdecken;
  • Strategien zum Verstehen von geschriebenen Texten zu entwickeln;

Zudem soll die Ausstellung auch Anreiz für die Durchführung einer anschliessenden Schreibaufgabe sein.

Im Rahmen der Ausstellung können die Schülerinnen und Schüler didaktische Spiele und Lesechallenges zu ausgewählten Büchern entdecken. Die Themen der Bücher sind dabei aus dem Alltag der Schüler und Schülerinnen gegriffen: Diversität, nachhaltige Entwicklung, Ernährung sowie Geschlechterstereotypen. Die im Rahmen der Ausstellung eingesetzten Medien sind multimodal, das heisst, es wird mit Bild, Schrift und Ton gearbeitet.

In der erarbeiteten Ausstellung finden sich 12 Bücher auf Französisch und Arabisch. Das Konzept des Projekts und somit der Ausstellung lässt sich jedoch auch auf andere Sprachen übertragen.


 

Ablauf der Ausstellung

Ein Modul der Pop-Up-Ausstellung besteht aus vier Posten, die jeweils durch einen Teil des Titels „TU L’AS LU?“ gekennzeichnet sind –> Tu / l’as / lu / ?

Bei jedem Posten findet sich ein Spiel, das mit einem in der Ausstellung behandelten Bilderbuch in Verbindung steht. Die Spiele sind teils in analoger teils in digitaler Form.

Nach der Lektüre des Bilderbuchs schlüpfen die Schülerinnen und Schüler in die Rolle eines Detektivs und müssen in Gruppen von zwei bis sechs Schülerinnen und Schülern Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Bilderbuch lösen.

Bei den Posten TU und LU braucht es für die Spiele Tabletcomputer (oder andere mobile Endgeräte). Es handelt sich hier um Quizze, die die Aufmerksamkeit auf grafische Elemente oder Text lenken, die dabei helfen, die Grundidee des Buches oder dessen roten Faden besser zu verstehen oder Informationen in ihren Kontext einzuordnen. Auf Niveau Kindergarten erweitern die Kinder beim Posten LU ihren Wortschatz mit Wörtern aus dem Buch respektive aus dem Thema in Form eines Spiels.

Beim Posten L’AS und Posten ? können die Schülerinnen und Schüler mit Schlüsselwörtern aus dem Buch spielen mithilfe eines Leiterlispiels mit 30 Feldern und mit Karten zum Nachahmen und Zeichnen, mit numerischen und alphabetischen Puzzles oder mit einem Kreuzworträtsel. Dies alles soll sie dazu anregen, sich mit Wörtern zu beschäftigen, die für das Verständnis des Buchinhalts wesentlich sind, und die neuen Vokabeln aus dem Bilderbuch zu üben.

Alle Posten sind wichtig und werden im Turnus durchlaufen. Es gibt keine feste Reihenfolge. Wenn die Schülerinnen und Schüler bei einem Posten fertig sind, räumen sie diesen auf und gehen zum nächsten. Am Ende des Parcours (rund 40 Minuten) haben die Schülerinnen und Schüler das zuvor gelesene Buch analysiert, die Verständnisstrategien angewendet, neue Wörter gelernt und dabei Spass gehabt.

Die Ausstellung wird ergänzt durch ein pädagogisches Begleit-Kit, in dem Lernsequenzen von durchschnittlich 6 Lektionen Umfang beschrieben werden: 

Diese ergänzen den "Erstkontakt" der Lernenden in der Bibliothek und können von den Lehrpersonen auch im regulären Unterrichtsetting durchgeführt werden.

Auswahl der Kinderliteratur

Eine Arbeitsgruppe bestehend aus HSK-Lehrpersonen, Regelschul-Lehrpersonen und Bibliothekarinnen und Bibliothekaren mit Erfahrung mit französischsprachiger Kinder- und Jugendliteratur hat Kriterien für die Auswahl von für den HSK-Unterricht relevanter Kinder- und Jugendliteratur erarbeitet.

Im Projekt wurden folgende sechs Auswahlkriterien verwendet, die sich sowohl auf Text als auch auf Illustrationen beziehen und die aus kanadischen Forschungsergebnissen abgeleitet wurden:

  • Der Inhalt des Buches: das Thema, kulturelle Referenzen;
  • Die Länge des Buches (die Anzahl der Seiten) wie auch die Länge des Textes (Anzahl der Sätze pro Seite) und die verwendete Syntax (Satzstruktur); 
  • Die Illustrationen respektive ihre Funktionen und ihren Bezug zum Text; 
  • Die Struktur der Erzählung (ob z. B. mit Wiederholungen, Aufzählungen, Assoziationen, Verschachtelungen etc. gearbeitet wird);
  • Der Wortschatz respektive die Wahl der Wörter; 
  • Die Typografie: Schriftgrösse, Schriftart, Platzierung des Textes auf den Seiten, Seitenlayout, Textdichte…

Hier finden Sie die detaillierten Kriterien.

Ausleihe Materialien

Die Materialien für die Pop-Up-Ausstellung können in Form von Medien- und Materialkisten in der Mediothek der PHBern ausgeliehen werden. 

Es gibt je eine Kiste mit den auf Französisch entwickelten didaktischen Materialien für die beiden Zyklen: 

  • Kiste A: Zyklus 1
  • Kiste B: Zyklus 2
  • Kiste "Andere Sprachen": enthält ein Modul auf Arabisch

Die Kisten können sowohl von Lehrpersonen als auch Bibliothekar:innen kostenlos ausgeliehen werden.

Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen und Bibliothekar:innen

Für einen optimalen Ablauf dieses Projekts zur Lese- und Schreibförderung in der Erstsprache sollte es von HSK- sowie Regelschul-Lehrpersonen und Bibliothekar:innen möglichst gemeinsam organisiert werden. Auf Initiative eines dieser Akteure kann das Projekt sowohl in seiner Gesamtheit als auch nur partiell durchgeführt werden. Im Folgenden finden Sie die Beschreibung verschiedener Modalitäten der Zusammenarbeit.

Einfache Zusammenarbeit

Im Zyklus 1 sollte eine HSK-Lehrperson die Leitung des Ausstellungsbesuchs übernehmen. Im Zyklus 2 können der Ausstellungsbesuch und die Aktivitäten, die im Begleit-KIT zur Ausstellung vorgeschlagen werden, von den Kindern auch allein oder in Gruppen selbstständig durchgeführt werden. 
Bei nur einem zweisprachigen Kind  in der Klasse ermöglicht die Zusammenarbeit mit einer HSK-Lehrperson ein «Fern-Lesebinom» zu organisieren (siehe Beispielkorrespondenz hier).

Da die Lerninhalte des IdeenSets auch einzeln und weitgehend unabhängig voneinander eingesetzt werden können, ist auch es auch möglich, dass nur der Ausstellungsbesuch durchgeführt wird (1 bis 2 Lektionen).

Hier finden Sie alle praktischen Tipps, die Sie für einen selbstständigen Besuch der Ausstellung und für die selbstständige Arbeit an den Aktivitäten der folgenden Lektionen benötigen.

Vertiefte Zusammenarbeit

Das Begleit-Kit bietet Unterrichtssequenzen für sechs weitere Lektionen rund um die Ausstellung. Die Zusammenarbeit mit einer HSK-Lehrkraft im Klassenzimmer erlaubt es, Unterrichtssequenzen im Co-Teaching in der Zielsprache durchzuführen. 

Unter diesem Link finden Sie auch ein Beispiel für ein Bookcasting-Projekt mit dem Pestalozzi-Schulhaus.

HSK-Lehrpersonen finden

Unter diesem Link finden Sie eine Liste der HSK-Lehrpersonen, die an dem Projekt mitgearbeitet haben. In den meisten Kantonen gibt es auch Kontaktpersonen und entsprechende Verzeichnisse, um eine geeignete HSK-Lehrperson für eine interkulturell geprägte Zusammenarbeit zu finden. Idealerweise sollte die Kooperation für alle Seiten ein Gewinn sein.

Übertragbarkeit der Ausstellung auf andere Sprachen

Um die Übertragbarkeit der Ausstellung in andere Sprachen zu erleichtern, enthält dieses IdeenSet auch zusammenfassende deutschsprachige Erläuterungen sowie ein konkretes Beispiel auf Arabisch

Die Auswahl der verwendeten Kinder- und Jugendbücher Bücher sollte idealerweise mit den HSK-Lehrpersonen anhand von Kriterien getroffen werden, die auf das Lesen in der Erstsprache fokussieren. Sie können sich zum Beispiel an den didaktischen Kriterien orientieren, die auch im Rahmen des Ausstellungsprojekts "Tu l’as lu?" angewendet wurden.

Download Liste der didaktischen Kriterien

Die Auswahl dieser Bücher wie auch deren Zurverfügungstellen erfordern zudem die Kompetenz von Institutionen, die auf die Beschaffung von mehrsprachigen Kinderbüchern spezialisiert sind. Eine Liste von Organisationen, die sich auf interkulturelle Bibliotheksarbeit spezialisiert haben, finden Sie beispielsweise auf der Website des Verbands Interbiblio.