Neue Werkbank stärkt Chancengleichheit

Eine innovative, höhenverstellbare Werkbank der PHBern ebnet den Weg für alle Studierenden, ihre Talente im Fachbereich Textiles und Technisches Gestalten (TTG) voll zu entfalten. Chiara Schlatter, Studentin am Institut Primarstufe, erzählt im Interview, wie die Werkbank ihr Leben als Frau im Rollstuhl barrierefreier und damit einfacher macht.
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Die Rahmenbedingungen an Hochschulen sind für Studierende mit einer Behinderung zentral. Nur so können sie die gleichen Chancen wahrnehmen wie ihre Mitstudierenden. Dies bedingt barrierefreie Lernumgebungen, die anpassbar und für alle zugänglich sind. 

Die Studierenden des Fachbereichs Textiles und Technisches Gestalten (TTG) an der PHBern sägen, schleifen und hobeln neu auch an einer höhenverstellbaren und vielseitig nutzbaren Werkbank. 

Studentin Chiara erzählt im Interview, wie es zu der Werkbank kam und wie ihr Studienalltag an der PHBern als Mensch im Rollstuhl aussieht.

Die PHBern hat neu eine höhenverstellbare, vielseitig nutzbare Werkbank. Wie kam es zu dieser Anschaffung?
Chiara Schlatter: Ich studiere am Institut Primarstufe der PHBern und bilde mich auch im Fachgebiet Technisches und Textiles Gestalten (TTG) aus. Die gängigen Werkbänke sind leider nicht zugänglich für alle Menschen: Die Tischbeine sind so eng, dass ich mit dem Rollstuhl nicht nahe genug an den Tisch komme, und die Tischplatte ist zu hoch. Das erschwert mir das Nähen, Hobeln, Schleifen, Hämmern und was ich sonst noch so machen müsste. Ich habe mich deshalb mit meinen Dozierenden und mit Fachangestellten des Betriebs und der Verwaltung der PHBern ausgetauscht. Nach einem positiven Entscheid meines Nachteilsausgleichsgesuchs wurde nun diese Werkbank angeschafft, die individualisiert nutzbar ist.

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Die höhenverstellbare Werkbank wurde in Bern von Lernenden angefertigt.

Wie kann man sich diese Werkbank vorstellen?
Sie ist grösser als die Werkbank-Normgrösse. Zudem lässt sich die Höhe anpassen. Mir gefällt ausserdem, dass die Werkbank von Lernenden der Technischen Fachschule Bern hergestellt wurde: Es ist also nicht eine 0815-Lösung aus China, sondern ein lokal hergestelltes Unikat des Bildungsraums Bern. 

Was bedeutet dir diese Neuanschaffung?
Die neue Werkbank ist ein Schritt in Richtung Chancengleichheit – an der PHBern und darüber hinaus. Es ist richtig und wichtig, dass die PHBern allen Studierenden ermöglicht, eine möglichst chancengleiche Ausbildung als Lehrperson zu geniessen. "Meine" Werkbank steht natürlich allen zur Verfügung! Sie ist auch für kleinere Menschen oder bei der Herstellung von grösseren Objekten wie Möbeln sehr praktisch und ermöglicht ergonomisches Arbeiten. 

Die neue Werkbank ist ein Schritt in Richtung Chancengleichheit – an der PHBern und darüber hinaus.
Chiara Schlatter  -  Studentin Institut Primarstufe PHBern

Wie erlebst du den Studiumsalltag an der PHBern generell in Bezug auf Barrierefreiheit?
Viele Dozierende und Verwaltungsmitarbeitende sind sehr bemüht und unterstützen Studierende mit einer Behinderung oder chronischen Krankheit im Studienalltag. Ich möchte hier insbesondere Andres Ramel, Mitarbeiter Betrieb im Hochschulzentrum vonRoll, nennen. Er hat mich beim ganzen Prozess unterstützt und ermutigt, nicht locker zu lassen. Auch Institutsleiter Daniel Steiner danke ich für den positiven Entscheid des Nachteilsausgleichsgesuchs. Schade ist, dass solche Anschaffungen nicht niederschwellig getätigt werden können und ein Vorstoss meinerseits nötig war. Das zeigt, dass Studierende mit Behinderungen bei der Konzeption und Planung von Lernräumen früher nicht konsequent berücksichtigt wurden. 

Was könnte die PHBern tun, um das Studium und Arbeiten an der PHBern noch barrierefreier zu gestalten?
Ich hadere auch mit den WCs im Hochschulzentrum vonRoll: Leider wird das rollstuhlgängige WC sehr rege benutzt, was die Übertragung von Infekten begünstigt. Auch viele meiner Mitstudierenden sind sich nicht bewusst, dass Menschen im Rollstuhl ein erhöhtes Risiko für Infektionen haben. Ein mit einem Euro-Schlüssel abschliessbares WC würde mir eine Antibiotika-Kur oder gar einen Spitalbesuch ersparen.

Barrierefreies Studieren und Arbeiten an der PHBern

Mit Massnahmen zum Nachteilsausgleich und mit einer Kontaktstelle für barrierefreies Studieren sucht die PHBern bei Anliegen von betroffenen Studierenden und Mitarbeitenden nach individuellen Lösungen.