Bildung soll nachhaltig unbequem sein

Am ersten öffentlichen Anlass 2023 der PHBern-Veranstaltungsreihe "Forum BNE" forderte Gastreferent Reinhold Hedtke der Universität Bielefeld, die Bildung auf, nachhaltig unbequem zu sein.
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Der Hörsaal der PHBern war gut gefüllt. Eingeladen hatte das Forum BNE (Bildung für Nachhaltige Entwicklung). PHBern-Rektor Martin Schäfer begrüsste den Gastreferenten aus Deutschland, Prof. em. Reinhold Hedtke an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld. In einer guten Stunde erklärte der emeritierte Soziologieprofessor dem Publikum, warum er die Bildungsakteurinnen- und -akteure ermutigen will, nachhaltig unbequem zu bleiben und sich dagegen zu wehren, von Politik und Wirtschaft instrumentalisiert zu werden.

Eine zeitgemässe Allgemeinbildung befähigt dazu, sich mit aktuellen Problemen wie Nachhaltigkeit angemessen auseinanderzusetzen.
Reinhold Hedtke  -  Prof. em.

Im Vortrag präsentierte er die bewusst provokante These, dass eine zeitgemässe Allgemeinbildung dazu befähigt, sich mit aktuellen Problemstellungen wie Nachhaltigkeit oder Ungleichheit angemessen auseinanderzusetzen. Das könne allgemeine Bildung aber nur leisten, wenn Fächer und Unterricht in der Schule nach Themen strukturiert und die einzelnen Unterrichtsfächer systematisch vernetzt sind.

Reinhold Hedtke postulierte damit eigentlich dafür, dass zusätzliche, zweckgebundene Bildungen wie BNE oder Konsumbildung grundsätzlich überflüssig seien. Nachhaltigkeit gehöre demzufolge in die allgemeine Bildung. Fächerübergreifend versteht sich. Durch den Saal geht zum ersten Mal ein Raunen und Schmunzeln.  

Der Gastreferent kritisierte zudem die Abschiebung von politisch ungelösten Problemen zur Schule. Damit werde die Bildung instrumentalisiert für externe Zwecke und lade die Verantwortung – etwa für eine nachhaltige Transformation – den Einzelnen und der nächsten Generation auf. Er ermutigte Bildungsverantwortliche, Lehrpersonen und Lernenden, diese ungelösten Probleme selbstbewusst zurückzuweisen und im Gegenzug von der Politik und Wirtschaft zu fordern, dass diese ihren Pflichten, beispielsweise für Nachhaltigkeit, nachkommen. Die zweite Strategie der Bildung sollte sein: Drängende Probleme kritisch aufgreifen als Gegenstand des Unterrichts. Eine solche Schule bleibe nachhaltig unbequem. 

Die Diskussion im Plenum und beim Apéritif am Ende war lebhaft, die Thesen von Reinhold Hedtke regten zum Nachdenken an. Damit war das Ziel des Referats erreicht.

Organisiert hat den Anlass die Fachkonferenz Sozial- und Umweltverantwortung (FK SUV) der PHBern.