Einführung des Lehrplans 21

Im Jahr 2006 hat das Schweizer Stimmvolk mit einem "Ja" zu HarmoS der Harmonisierung der Schweizer Volksschule zugestimmt.

21 Kantone aus der Deutschschweiz und der Romandie setzen diese Harmonisierung nun mit dem neuen Lehrplan 21 um. Das Institut für Weiterbildung und Medienbildung (IWM) der PHBern hat in enger Zusammenarbeit mit der Erziehungsdirektion des Kantons Bern ein Konzept zur Einführung des neuen Lehrplans im Kanton Bern ausgearbeitet. Es basiert auf der Vorlage, welche die Kantone gemeinsam erarbeitet haben, und enthält auch kantonsspezifische Teile. Im Kanton Bern sind dies etwa die vier zusätzlichen Jahreslektionen Medien und Informatik, jeweils eine in der 5., 6., 7. und 9. Klasse. 

In einer ersten Phase, während des Studienjahrs 2015/2016, fanden regional organisierte Startveranstaltungen für Schulleitende und für Lehrpersonen statt. Dozierende der PHBern vermittelten zusammen mit Schulinspektorinnen und Schulinspektoren die Grundzüge des neuen Lehrplans und gaben in Workshops Einblick in den kompetenzorientierten Unterricht. Seit August 2016 finden vertiefende Weiterbildungen in den einzelnen Fächern bzw. Modulen statt.

Ganztägige Startveranstaltungen

Die ganztägigen Startveranstaltungen für Schulleitende fanden von August 2015 bis Januar 2016 statt; von Januar bis Juni 2016 folgten die Veranstaltungen für Lehrpersonen. Rund 540 Schulleitende und beinahe 11'000 Lehrpersonen wurden in den insgesamt 92 Veranstaltungen aus erster Hand informiert. Die Teilnehmenden erhielten von der Schulinspektorin oder vom Schulinspektor der Region einen Überblick über den neuen Lehrplan und über die kantonsspezifischen Anpassungen. Daran anschliessend boten Workshops Gelegenheit, sich in zwei Fächern vertieft mit der konkreten Anwendung des Lehrplans 21 auseinanderzusetzen. Zur Auswahl standen die Fachbereiche Deutsch, Mathematik, Natur – Mensch – Gesellschaft, Gestalten, Musik sowie Bewegung und Sport. Die Workshops wurden von Dozierenden des IWM und der Grundausbildungsinstitute der PHBern durchgeführt. Ein Plenumsteil mit Informationen zur weiteren Einführung und zum Weiterbildungsangebot der PHBern rundete den Anlass jeweils ab. 

An den Anlässen und besonders in den Workshops hat sich gezeigt, dass Lehrpersonen an bestehende Unterrichtsinhalte anknüpfen können. Der neue Lehrplan wird im Berufsfeld mehrheitlich positiv aufgenommen, die Teilnehmenden zeigten sich offen, interessiert und motiviert.

Fortsetzung läuft

Seit August 2016 läuft die zweite Phase der Einführung. Schulleitende und Lehrpersonen lernen in Weiterbildungsveranstaltungen die Merkmale von kompetenzorientiertem Fachunterricht kennen und anwenden. Der Schwerpunkt liegt auf den Fachbereichen Deutsch, Mathematik, Natur – Mensch – Gesellschaft, Gestalten, Musik sowie Bewegung und Sport. Weil der Lehrplan 21 in einigen Teilgebieten zu grösseren Veränderungen führt, stellt die PHBern für den Fachbereich Wirtschaft – Arbeit – Haushalt und für die Module "Medien und Informatik" sowie "Berufliche Orientierung" spezifische Angebote bereit. Zudem finden Beratungs- und Weiterbildungsangebote für Fachbereichs- und Zyklusverantwortliche statt. Für die Einführung des Lehrplans 21 setzen die Schulen bis ins Jahr 2022 rund 20 Tage pro Lehrperson ein.

In der Ausbildung von Studentinnen und Studenten orientiert sich die PHBern seit 2013 am neuen Lehrplan. Die Studienpläne aller Grundausbildungsinstitute sind auf die Fachbereiche und die Kompetenzorientierung des Lehrplans 21 ausgerichtet. Neue Erkenntnisse und weitere Entscheide, die im Zusammenhang mit der Einführung und Ausgestaltung des Lehrplans 21 im Kanton Bern fallen, fliessen laufend in die Ausbildung ein. 

PHBern forscht zu kompetenzorientiertem Fachunterricht

Der Leistungsbereich Forschung, Entwicklung und Evaluation der PHBern unterstützt die Einführung des Lehrplans 21 mit dem Schwerpunktprogramm "Kompetenzorientierter Fachunterricht". Das Programm ist im Sommer 2016 angelaufen. Darin werden Forschungs- und Entwicklungsprojekte gebündelt, die sich mit Themen des kompetenzorientierten Unterrichts beschäftigen. So geht es etwa um die Erforschung und Evaluation von Kompetenzen in verschiedenen Fachbereichen oder um die Entwicklung neuer Ansätze und Instrumente für einen effektiven kompetenzfördernden Unterricht.

Interview mit Eckart Zitzler, Leiter Bereich "Medien und Informatik" an IWM

Eckart Zitzler ist Leiter des Bereichs Medien und Informatik am Institut für Weiterbildung und Medienbildung (IWM) der PHBern. Zusammen mit seinen Mitarbeitenden unterstützt er Lehrpersonen, ICT-Verantwortliche und Schulen im Hinblick auf Informations- und Kommunikationstechnologien, Informatik und digitale Medien. Die Angebote umfassen Kurse, Tagungen, Beratungen sowie Unterrichtsmaterialien und -werkzeuge. 

Eckart Zitzler, wie verändert der Lehrplan 21 das Thema Medien und Informatik an Schulen?
Im Lehrplan 95 ist die digitale Welt noch gar kein Thema, erst mit den Ergänzungen aus dem Jahr 2007 hat man ICT-Anwendungskompetenzen aufgenommen. Im neuen Lehrplan ist das Thema Medien und Informatik als Modul hingegen fest verankert, zum einen in allen Unterrichtsfächern – Stichwort "Integrierte Medienbildung" –, zum anderen mit je einer Jahreslektion des neuen Fachs "Medien und Informatik" in der 5., 6., 7. und 9. Klasse. Es sind nicht nur Informatikkompetenzen neu aufgenommen worden, auch die Medienkompetenzen sind nun umfassender und weitreichender beschrieben. Dem Thema kommt im neuen Lehrplan also ein deutlich grösserer Stellenwert zu, was die immense Bedeutung der digitalen Technologie im Alltag widerspiegelt.

Wie werden die Lehrpersonen im Kanton Bern auf das neue Schulfach und auf die integrierte Medienbildung vorbereitet?
Das IWM bietet zwei Arten von Weiterbildungen an: Blockkurse für diejenigen Lehrpersonen, welche das neue Schulfach Medien und Informatik unterrichten werden, und Basiskurse für jene, die digitale Hilfsmittel in ihren Fachunterricht integrieren möchten.

Daneben gibt es weitere Angebote, die zum Teil schon länger bestehen, etwa die bewährten Unterstützungsangebote für ICT-Verantwortliche an Schulen. Darin erfahren die Teilnehmenden zum Beispiel, wie sie ihre Schule bei der Einführung des Lehrplans 21 unterstützen können.

Wie sehen die beiden neuen Lehrplan-21-Weiterbildungen im Detail aus?
Der Blockkurs dauert 30 Stunden, der erste hat im September 2016 begonnen. Im Kurs geht es darum, sich fachliches und pädagogisches Hintergrundwissen anzueignen und an konkreten Unterrichtsbeispielen zu erleben, wie die Lektionen in Medien und Informatik aussehen können. Wir bieten Beispiele an, die möglichst 1:1 im Unterricht eingesetzt werden können.

Die Basiskurse sind bereits im März 2016 gestartet. Diese Kurse dauern 3 Stunden und werden zyklusspezifisch angeboten. Die Lehrpersonen können aus vier Themenfeldern auswählen. In den Kursen werden konkrete Unterrichtsbeispiele behandelt, die in verschiedenen Fachbereichen eingesetzt werden können. Die Basiskurse gibt es auch als Hol-Angebote für Schulen, das heisst, Expertinnen und Experten der PHBern stellen das Thema vor Ort einem Kollegium vor.

Reicht die Kapazität aus, um alle Lehrpersonen im Bereich Medien und Informatik weiterzubilden?
Die Blockkurse können etwa 250 Teilnehmende im Jahr erreichen. Die Basiskurse bieten wir so häufig an, wie es unsere personellen Ressourcen erlauben; sie sind, wie die Blockkurse auch, derzeit stark nachgefragt. Dank der Zusammenarbeit mit den ICT-Verantwortlichen sowie der daneben bestehenden Angebote zum Thema Medien und Informatik glaube ich, dass wir die Bedürfnisse des Berufsfelds weitgehend abdecken können.

Wichtig ist vor allem, dass die Schule als Ganzes am Thema dranbleibt. Schulleitungen und ICT-Verantwortliche funktionieren hier als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren.

Inwiefern sind die Weiterbildungsangebote mit der Erziehungsdirektion koordiniert?
Es besteht eine enge Kooperation, und die Zielsetzung sowie der generelle Rahmen sind mit der Erziehungsdirektion abgesprochen. Auf dieser Basis und mit Rücksicht auf bereits vorhandene Empfehlungen hat die PHBern die einzelnen Angebote entwickelt. Diese Art der Zusammenarbeit hat sich bewährt. Das gilt nicht nur für das Modul "Medien und Informatik", sondern auch für die übrigen Fachbereiche und Module des Lehrplans 21. 

Das IWM hat den Anspruch, im Bereich Medien und Informatik weiter zu sein als die Schulen. Wie lässt sich das erreichen?
Unsere Aufgabe besteht darin, neue Technologien zu testen, auszuwerten und gegebenenfalls in einen pädagogischen Kontext einzubetten. Wir fragen jeweils: Welchen Nutzen können Lehrpersonen bzw. Schülerinnen und Schüler aus dieser und jener Neuerung ziehen? Wo lässt sie sich sinnvoll im Unterricht einsetzen? Das IWM nimmt durch diese Fragen quasi eine Filterfunktion ein. Wir brechen die Technik herunter und geben den Schulen Orientierung.