Schwerpunktprogramme angelaufen

Die Forschung ist ein zentraler Auftrag der PHBern. Sie strebt die Erweiterung des Wissensstandes an und dient der Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der Ausbildung und der Unterstützung des Berufsfelds.

In der Strategie für die Jahre 2014 bis 2017 wurde das Ziel definiert, das Profil der Forschung an der PHBern weiter zu schärfen. Als Massnahme wurde die Forschung auf Schwerpunktprogramme hin umgestellt. Im Studienjahr 2015/2016 konnten die ersten Schwerpunktprogramme bewilligt werden.

Sichtbarkeit und Bedeutung der Forschung werden gestärkt

Zwei Bedingungen werden für die Bewilligung eines Schwerpunktprogramms vorausgesetzt: dass die Forschung über alle Institute und Schulstufen hinweg stattfindet und dass der gewählte Themenbereich für die Lehre und das Berufsfeld von zentraler Bedeutung ist. Eingegebene Schwerpunktprogramme werden von der Schulleitung der PHBern auf Antrag der Kommission für Forschung und Entwicklung bewilligt. Jedes Schwerpunktprogramm besteht aus mehreren Forschungsprojekten, die ebenfalls ein Antragsverfahren durchlaufen.

Die Schwerpunktprogramme sind auf mehrere Jahre angelegt. Das sorgt für eine thematisch kontinuierliche Forschung und ermöglicht den Aufbau hoher Expertise im entsprechenden Themenfeld. Dies wiederum stärkt die Sichtbarkeit des Leistungsbereichs Forschung, Entwicklung und Evaluation im Berufsfeld, in der Scientific Community, aber auch in Politik und Verwaltung.

Die Erkenntnisse aus den Schwerpunktprogrammen fliessen in die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen an der PHBern ein. Zudem werden sie in verschiedenen Veranstaltungen und Publikationen auch an das Berufsfeld weitergegeben.

Mehr zu den einzelnen Schwerpunktprogrammen: 

Berufsbiographien und Professionalisierung von Lehrpersonen

Im Zentrum des Schwerpunktprogramms "Berufsbiographien und Professionalisierung von Lehrpersonen" steht die Frage, wie Lehrpersonen ihren Beruf wahrnehmen und wie sich das eigene Berufsverständnis im Lauf der Jahre entwickelt. Der Beruf der Lehrerin, des Lehrers wird dabei als ein Beruf verstanden, bei dem die notwendigen Kompetenzen im Rahmen von Aus- und Weiterbildung sowie wachsender Berufserfahrung fortwährend erworben und ausgebaut werden. Entsprechend wird der Beruf über die gesamte Biographie einer Lehrperson hinweg betrachtet, während der Ausbildung, beim Berufseinstieg und während der Berufsausübung.

Ein Projekt innerhalb des Schwerpunkts untersucht das Verständnis von Erfolg und Scheitern im Beruf der Lehrpersonen, ein anderes die Wahrnehmung der Schule aus Sicht von Eltern. Zwei aufeinander aufbauende Projekte widmen sich Personen mit anderem beruflichem Hintergrund, die sich für den Umstieg in den Lehrberuf entschieden haben. Hier interessiert, wie der Vorberuf das Berufsverständnis als Lehrperson beeinflusst und wie sich die Berufsbiographie der Berufswechslerinnen und Berufswechsler entwickelt. Ein anderes Projekt widmet sich generell den Berufsbiographien von Lehrpersonen. Untersucht wird, wie Lehrpersonen der Volksschule in der Auseinandersetzung mit beruflichen Anforderungen ein professionelles Selbstkonzept ausbilden.

Inklusive Bildung

Das Schwerpunktprogramm "Inklusive Bildung" nimmt sich des Themas der Inklusion an, also der Frage, wie das System Schule gestaltet sein muss, um Schülerinnen und Schüler mit heterogenen Lernvoraussetzungen gemeinsam unterrichten zu können. Sowohl auf Bundes- als auch auf Kantonsebene wird gefordert, dass sich ein solcher Unterricht in der Schulpraxis etablieren soll. Dieses Schwerpunktprogramm leistet einen wichtigen Beitrag, indem gezielt Massnahmen und Strategien zur Förderung der inklusiven Bildung untersucht und entwickelt werden.

Ein Projekt beschäftigt sich etwa mit der Entwicklung von differenzierten Hausaufgaben. Diese sollen den verschiedenen Ansprüchen der Schülerinnen und Schüler gerecht werden und sowohl die Motivation als auch die schulischen Leistungen verbessern. Ein anderes Projekt erarbeitet eine Übersicht über die Massnahmen des Chancenausgleichs an Berner Schulen. Die Ergebnisse liefern wichtige Daten für die Bildungspolitik und für das Berufsfeld.

Kompetenzorientierter Fachunterricht

Das Schwerpunktprogramm "Kompetenzorientierter Fachunterricht" untersucht Fragestellungen, die sich im Rahmen der Kompetenzorientierung des neuen Lehrplans ergeben oder im Zug verschiedener Projekte zur Schul- und Unterrichtsentwicklung (z.B. Selbstorganisiertes Lernen, MINT) für den Fachunterricht von Bedeutung sind. Es geht darum, wie Lernprozesse generell und in verschiedenen Fachbereichen und auf verschiedenen Stufen angelegt werden und welche (Unterrichts-)Arrangements den Kompetenzerwerb und die Kompetenzentwicklung  unterstützen. Weiter interessiert, welche Merkmale und Massnahmen des Lehrpersonenhandelns den Kompetenzerwerb zusätzlich fördern.

Grosse Bedeutung nehmen in diesem Schwerpunktprogramm Entwicklung, Erprobung und Analyse beispielhafter Lernsituationen im Fachunterricht ein. Damit liefert das Schwerpunktprogramm praktische Instrumente und Anwendungsbeispiele für die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen und für die Weiterentwicklung des Fachunterrichts.

Im Rahmen eines Forschungsprojekts innerhalb des Schwerpunktprogramms soll untersucht werden, welche Aspekte der Sprachaufmerksamkeit und der Förderung der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit der Lernenden im Fachunterricht von Bedeutung sind, in einem anderen sollen Fragen zu den besonderen Herausforderungen des kompetenzorientierten Fachunterrichts in jahrgangsübergreifenden Schulklassen aufgenommen werden.

Governance im System Schule

Im Schwerpunktprogramm "Governance im System Schule" werden Fragen der Steuerung im Bildungssystem untersucht, um das Zusammenspiel von unterschiedlichen Akteuren in Ausgestaltung des Mehrebensystems Schule zu verstehen. Strukturelle Veränderungen wie das Aufkommen der geführten Schulen, das Einrichten von Tagesschulen, der Aufbau von Bildungslandschaften und sich verändernde politische, rechtliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen sind zentrale Forschungsthemen – ebenso wie Fragen der Führung oder der Kooperation der unterschiedlichen Akteure. Von Interesse ist weiter, wie gesellschaftliche Veränderungen das Bildungssystem beeinflussen und welche intendierten und nicht-intendierten Folgen sich daraus ergeben. Ziel des Schwerpunktprogramms ist es, neues Wissen zu generieren, das zum Wissenschaftsdiskurs beiträgt. Auf diese Weise werden Schulleitende, Tagesschulleitende, Behörden und weitere Akteurinnen und Akteure mit zusätzlichen Handlungs- und Entscheidungsgrundlagen versorgt. 

In einem Forschungsprojekt wird eine breit angelegte Längsschnittstudie in drei Kantonen der Deutschschweiz durchgeführt. Sie erfasst und erhebt die Personalsituation und die Arbeitsbedingungen in der schulergänzenden Bildung und Betreuung. In einem andern, vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Projekt werden die bestehenden Kooperationsformen zwischen Schulsozialarbeitenden, Schulleitenden, Lehrpersonen und ausserschulischen Einrichtungen der Jugendhilfe untersucht und Einflussfaktoren für diese Kooperationen identifiziert.

Mobilität, Migration und Globales Lernen

Steigende Mobilität, Migration und die zunehmende Pluralisierung der Gesellschaft haben einen nachhaltigen Einfluss auf Bildungsprozesse und Ausgestaltung von Bildungssystemen. Mehrsprachigkeit, mobile Bildungsverläufe und grenzüberschreitende Formen der Erarbeitung und Vermittlung von Wissen nehmen zu. Das Schwerpunktprogramm "Mobilität, Migration und Globales Lernen" verbindet sonst oft getrennt verlaufende Forschungsrichtungen: Untersuchungen zu erwünschter Mobilität, wie etwa die Hochschulmobilität von Studierenden, mit Untersuchungen zu den Auswirkungen erzwungener Migration auf die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen in der Volksschule. Damit wird das Schwerpunktprogramm grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse auch für die Bildungsstrategie 2016 des Regierungsrats des Kantons Bern liefern: Dieser fordert, dass Bildungschancen ungeachtet der soziokulturellen und geografischen Herkunft von Kindern und Jugendlichen gefördert werden und interkulturellen Kompetenzen und Mehrsprachigkeit eine zentrale Bedeutung zukommen müsse.

Ein Forschungsprojekt innerhalb des Schwerpunkts untersucht, wie die Studierendenmobilität an der PHBern noch besser in die Ausbildung eingebunden werden kann.