Ausgewählte Projekte

Forschung, Entwicklung und Evaluation gehören zu den zentralen Aufgaben der PHBern und decken ein breites Spektrum von Themen und Tätigkeiten ab.

Die Qualität der einzelnen Projekte wird mithilfe eines internen Antragsverfahrens und einer teilweise extern besetzten Kommission sichergestellt.
Im Zentrum der Forschung steht an der PHBern die Institution Schule, ihre Organisation und das pädagogisch-didaktische Handeln. Die Forschungs-, Entwicklungs- und Evaluationsprojekte orientieren sich am Berufsfeld und dienen mittel- und langfristig der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen. 
Folgender Film und die Projektbeschreibungen geben Einblick in Fragestellungen, Vorgehensweisen und Erkenntnisse von ausgewählten Forschungs- und Entwicklungsprojekten an der PHBern.

Ausgewählte Projekte

Achtung Auftritt! Lehrpersonen im Fokus der Performativität

Die berufliche Selbstreflexion ist ein wichtiger Bestandteil des Lehrberufs und wichtig für die eigene Weiterentwicklung. Üblicherweise geschieht sie auf rein kognitiv-sprachlicher Ebene. Das Institut für Weiterbildung und Medienbildung der PHBern beschreitet nun neue Wege: In der Weiterbildung "Achtung Auftritt! Lehrpersonen im Fokus der Performativität" wird die berufliche Selbstreflexion über das Medium Tanz gesucht. Eine Studie begleitet die Weiterbildung und wertet den neuen Ansatz aus.

Haltungen, Gesten und Blickrichtungen im Unterricht
In der berufsbegleitenden Weiterbildung "Achtung Auftritt!", die sich über ein halbes Jahr erstreckt, erarbeiten Lehrpersonen eine tanzkünstlerische Produktion zum Thema "Schule". Theoretischer Hintergrund ist das Konzept der Performativität unterrichtlichen Handelns. Es geht davon aus, dass Unterricht auch eine Aufführung ist, in der Rollen verkörpert und Interaktionsmuster vollzogen werden. Zentral ist dabei immer auch der Körper: Es geht um Haltungen, Gesten, Blickrichtungen und deren Bedeutungen bzw. Auswirkungen. In der Weiterbildung setzen sich Lehrpersonen über das Medium des Körpers und seiner Bewegungsmöglichkeiten mit Interaktions- und Verhaltensmustern auseinander und fragen: Wie setze ich als Lehrperson meinen Körper ein? Wie nehme ich das körperliche Agieren der Schülerinnen und Schüler wahr und wie reagiere ich darauf? 

Tanz und Bewegung als Reflexionsmedium
Die Weiterbildung wird wissenschaftlich begleitet und ausgewertet, unter anderem mithilfe von Videoaufnahmen und Interviews. Die Begleitforschung will die Frage beantworten, ob das Medium Tanz dazu geeignet ist, die Wahrnehmung und die Beurteilung von unterrichtlichem Handeln zu schärfen, sodass sich diese einfacher reflektieren und verändern lassen.

Projekt
Achtung Auftritt! Lehrpersonen im Fokus der Performativität

Projektleitung
Dr. Regula Fankhauser

Projektmitarbeitende
Rosa Walker, Angela Kaspar 

Laufzeit
2015-2017

Evaluation des Leseförderprogramms "Bewegte Geschichten"

Die Forschung zeigt, dass Knaben im Durchschnitt weniger gut lesen können als Mädchen. Dieses Defizit in der Lesekompetenz ist mitverantwortlich dafür, dass sie in der Schule generell schlechter abschneiden als Mädchen. Um die Lesekompetenz von Knaben zu fördern, hat die Fachstelle JUMPPS (Jungen- und Mädchen-Pädagogik Projekte für Schulen, ehemals Netzwerk Schulische Bubenarbeit NWSB) vor vier Jahren das Leseförderprogramm "Bewegte Geschichten" gestartet. Eine Studie des Zentrums für Bildungsevaluation (ZBE) der PHBern hat das Programm begleitet und evaluiert. 

Bei der Lesemotivation ansetzen
Das Programm "Bewegte Geschichten" richtet sich primär an lese- und lernschwache Knaben in der Mittelstufe und der Sekundarstufe I; es können aber auch Mädchen daran teilnehmen. Ziel des Programms ist es, durch verschiedene Übungen, Trainings, Gruppenarbeiten und Vorträge die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Lesen zu motivieren. Das Programm umfasst 56 Lektionen in 14 Wochen und wird von einem Coach geleitet. Es ist in den regulären Schulunterricht eingebettet. Neben den Schülerinnen und Schülern werden auch Lehrpersonen ausgebildet, damit sie die entsprechenden Lehrmittel an ihrer Schule anwenden können. Mehr als 430 Kinder und Jugendliche haben bereits am Programm teilgenommen.

Die Fachstelle JUMPPS hat das ZBE damit beauftragt, die Wirkungen des Programms zu evaluieren und Optimierungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Im Rahmen der Evaluation absolvierten die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler zu verschiedenen Zeitpunkten einen Lesetest und gaben Auskunft über ihr Verhalten und ihre Motivation. Auch die Coaches und die Lehrpersonen wurden befragt. 

Evaluation zeigt: Die Leseförderung nützt
Die Evaluation des ZBE hat ergeben, dass das Programm die Lesekompetenz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer verbessert. Vor allem die leseschwachen Schülerinnen und Schüler profitieren. Somit erweist sich das Programm als sinnvoll und effektiv, um allfällige Leistungsgefälle in einer Klasse abzubauen. Zudem hat sich bestätigt, dass der Fokus auf die Motivation Sinn ergibt: Motivierte Kinder und Jugendliche haben signifikant grössere Fortschritte gemacht als weniger motivierte. Die Befragungen haben überdies ergeben, dass das Programm von allen Beteiligten sehr positiv wahrgenommen wird. 

Die Evaluation des ZBE hat verschiedene Optimierungsmöglichkeiten aufgezeigt. Ein paar davon konnten noch im laufenden Programm umgesetzt werden. 

Projekt
Evaluation "Bewegte Geschichten"

Projektleitung
Iris Michel, Sara Wyler, Daniela Blum-Giger

Laufzeit
2012-2015

Transferleistungen im Geografieunterricht

Im kompetenzorientierten Unterricht sollen Kenntnisse so vermittelt werden, dass sie auf andere Situationen übertragen werden können. Dies setzt eine erhebliche Transferleistung voraus. Der kompetenzorientierte Geografieunterricht soll die Lernenden befähigen, das Gelernte in anderen Situationen, Lebensräumen und an neuen Aufgaben anzuwenden und weiterzuentwickeln. Die Studie "Wissenschaftliche Kenntnisse der Hydrologie anwendungsorientiert vermitteln" prüft, ob ein neu entwickelter kompetenzorientierter Lernansatz und ein neu entwickeltes Lernmedium zum Thema Hochwasser bessere Resultate punkto Transferleistung erzielen als herkömmliche Lernansätze und Lehrmittel.

Grundlagen zur Transferforschung
Das Lernmedium "WASSERverstehen" wurde im Rahmen einer Dissertation erarbeitet und basiert auf dem entwickelten kompetenzorientierten Lernansatz. Das neuartige Lernmedium wird im Rahmen der Studie im gymnasialen Geografieunterricht eingesetzt. Es interessiert das Abschneiden der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in den vier Bereichen Wissenszuwachs, Behaltensleistung, Transferleistung und Beständigkeit der Transferleistung. Unterschiede zu anderen Lehrmitteln werden durch eine Experimental- und eine Vergleichsgruppe erhoben. Es wird mit Fragebogen und Bildanalyse gearbeitet.

Das Thema Hochwasser eignet sich für die Studie, weil diese Naturgefahr mit 70 bis 80 Prozent der Schadenssummen aller Naturereignisse weltweit und auch in der Schweiz sehr bedeutend ist. Zudem nimmt das Thema Naturgefahren in den kantonalen Lehrplänen der Schweizer Gymnasien eine wichtige Stelle ein und setzt eine intensive Auseinandersetzung mit geografischen und sozioökonomischen Begebenheiten voraus. 

Die Studie leistet Pionierarbeit
Transferleistungen im Geografieunterricht sind bisher noch kaum wissenschaftlich untersucht worden. Die Studie der PHBern will mithelfen, diese Forschungslücke zu schliessen. Die Studie leistet zudem Pionierarbeit, indem sie erstmals statistisch untersuchte und praxisbezogene Grundlagen zur Transferleistung im Geografieunterricht liefert. Die Erkenntnisse sind bedeutend für den Geografieunterricht auf verschiedenen Stufen, für die geografiedidaktische Forschung, die pädagogisch-psychologische Transferforschung und die Entwicklung von Lernmedien. 

Projekt
Wissenschaftliche Kenntnisse der Hydrologie anwendungsorientiert vermitteln

Projektleitung
Matthias Probst

Projektmitarbeitende
Rolf Weingartner (Universität Bern), Sybille Reinfried (PH Luzern)

Laufzeit
2015-2018