Veronika Nussbaumer - Erschöpfung ist Privileg ist Erschöpfung

Bildnerisches Gestalten

Veronika Nussbaumer

"Was erschöpft uns? Kannst du es dir leisten, erschöpft zu sein? Ein kollektives Gefühl steht im Raum. Durch Umfragen und Bestandesaufnahmen von Menschen meiner Generation habe ich versucht, den Zeitgeist einzufangen und dieses Gefühl installativ auszudrücken. Der kritische Gegensatz und gewagte Zusammenhang von Privileg und Erschöpfung zeigt sich in der Auseinandersetzung mit Material und Farbe. Entlastungsgegenstände treffen auf Auffälligkeit und geschriebenes Wort. Ein Ort entsteht, sich seiner Erschöpfung zu ergeben und Privilegien bewusster zu werden."

Eine Auseinandersetzung mit Mensch und Material

"Weltschmerz, Zukunftsängste und sich behaupten müssen in immergleichen Alltagsstrukturen. In meinem Projekt beschäftige ich mich mit dem generationsübergreifenden Gefühl der Erschöpfung. Was löst sie aus und wie fühlt sie sich an. Ob wir den Raum haben, die Erschöpfung zuzulassen und sich ihr zu ergeben hat auch mit Privilegien zu tun. Es ist wichtig anzuerkennen, dass Erschöpfung und Fatigue ernsthafte gesundheitliche Probleme sind, die nicht aufgrund von Privilegien heruntergespielt werden sollen. Die individuellen Erfahrungen können stark variieren, und es wäre unangemessen, ihre Erschöpfung einfach auf ein Privileg zu reduzieren. Dennoch müssen wir den Wohlstand und die zur Verfügung stehenden Ressourcen in Westeuropa anerkennen. Eine Erschöpfung können sich die meisten Menschen schlichtweg nicht leisten - sie können nicht nachlassen, sich keine Zeit für sich nehmen oder Ressourcen in Anspruch nehmen. Wir sollen Empathie zeigen, die Bedeutung von Selbstpflege und Wohlbefinden anerkennen und Unterstützungssysteme fördern, um Menschen bei der Bewältigung von Erschöpfung zu helfen. Die Installation besteht aus verschiedenen Elementen. Die Kissenformation aus Still- und Seitenschlafkissen greift die körperliche Erschöpfung auf, während der Monobloc-Stuhl die Erschöpfung des Materials Plastik anspricht. Das Zusammenspiel von Material und Aussagen und Text wird in eine rosa Lichtwolke gehüllt. Im Feld der Farblichttherapie wird rosafarbenes Licht zur Behandlung von Unruhe, Angstzuständen und Schlafstörungen angewendet. Die einzelnen Elemente wurden handbestickt oder mit unterschiedlichen Farbmitteln beschriftet. Die Schriftelemente sind in augenfälliger Neonfarbe gehalten, was den Gegensatz Privileg – Erschöpfung aufgreifen soll und nach Aufmerksamkeit des/der Betrachter:in ringt. Die Texte sind durch Gespräche und in Auseinandersetzung mit Literatur entstanden. Die Installation soll zum Verbleiben, zum kritischen Hinterfragen und Erschöpfen einladen."

Material und Technik

Kissen unterschiedlicher Form und Grösse, bestickt und gefärbt - Plastikstuhl eingefärbt - farbige Lichtinstallation - Begleittext