Technisches Gestalten
Staub und Dreck aus vergessenen Zeiten,
Kritzeleien von allen Seiten.
Was du schon hast erlebt,
was da alles an dir klebt,
als ich dich in der Brocki fand,
Ist mir leider unbekannt…
In meinem Projekt habe ich einem alten Schulpult ein neues Aussehen verliehen. Mein Ziel war hierbei einerseits, den Einsatz von neuem Material auf ein Minimum zu beschränken und anderseits den Charme des alten Schulpults in einem modernen Möbelstil zu integrieren. Das Ergebnis ist ein Tisch mit vier Beinen, einer erweiterten Tischplatte, einem Aufsatz für den Schreibtisch, integrierter LED-Beleuchtung und einer frischen Farbgestaltung. Obwohl fast alle alten Spuren beseitigt sind, erinnern die grüne Kunstharzplatte und die Tischbeine an vergangene Zeiten.
Upcycling eines alten Schulpults
Brockis – Für mich persönlich Faszination pur. Denn hier sind Objekte nicht nur Objekte, sondern Geschichten und Erinnerungen: Wem gehörte dieses Ding, das ich in den Händen halte? Wo kommt es her, wie ist es hier gelandet? Welchen Weg hat es zurückgelegt? Welche Erinnerungen sind daran geknüpft, welchen persönlichen Wert trug es?
Solche Gedanken fesselten mich, als ich in der Brocki auf ein wunderbar altes Schulpult stiess. Die Kunstharzplatte, die verstaubten, verdreckten Tischbeine, und die Kritzeleien auf der Unterseite der Tischplatte packten und liessen mich nicht mehr los. Wer hat die Pferde gezeichnet? Wie kam die Person da hin, hat sie sich unter den Tisch gesetzt oder war der Tisch umgedreht? Wie alt ist die Zeichnung? Sind die anderen Zeichnungen von der gleichen Person, oder waren mehrere Zeichner:innen beteiligt? Kannten sie sich, oder haben sie nacheinander gelebt? Waren es Geschwister? Oder gelangweilte Schulkinder? Wo stand der Tisch, wie sah der Raum aus, wie roch es dort?
Möbel aus der Brocki regen nicht nur meine Fantasie an, sondern sind auch für die Umwelt gut: Schätzungen von PUSCH zufolge werden täglich 1000 Tonnen Möbel entsorgt, davon wird nur ein Prozent rezykliert. «Fast Fashion» nennt man das Phänomen, dass Billigmöbel nach wenigen Jahren entsorgt werden. Um diesem Trend entgegenzuwirken, führte ich ein Upcycling eines alten Möbels durch - mit dem Ziel, diesem ein neues Leben zu schenken, damit es viele weitere Jahre überleben kann.
Dem alten Schulpult entfernte ich den Rahmen und die Beine und sägte sie auseinander. Ich stopfte Löcher und schliff und schliff, bis von den alten Gebrauchsspuren nichts mehr zu sehen war. Ungebrauchte Holzleisten aus meinem Keller wurden zu Querbalken gesägt. Das Holz für die ausziehbare Platte und den Tischaufsatz entnahm ich dem Restlager der Schule, bei welcher ich arbeite. Neu kaufen musste ich diverse Verbindungselemente (Metallwinkel, Holzlamellen, Schrauben, Schubladenschiene), Werkzeuge (Pinsel, Farbroller-Set) und Farbe bzw. Lack. Hier machte ich den verhängnisvollen Fehler, zu sehr aufs Budget zu achten. Die Folgen waren schmerzhaft: Die Farbe klebte und bot keinen Schutz, und die Farbrolle fusselte. Was bedeutete, dass ich den Prozess des Färbens wiederholen musste, diesmal mit qualitativ gutem Lack und Pinsel. Dies war teuer, zahlte sich aber aus. Upcycling ist eben nicht immer kostengünstig, aber dafür umweltfreundlich – und gewissermassen geschichtsträchtig.