Michelle Käsermann - Zuhören und gesehen werden

Bildnerisches Gestalten

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Wer hört zu?
Hörst du dich? - mich? Hören wir uns?

Mit unterschiedlichen Medien ertaste ich die Dimensionen des Gefühls, sich nicht gesehen zu fühlen und begegne dabei dem Thema des Zuhörens. Eine Installation entsteht und führt durch einen Prozess mit verschiedenen Perspektiven.
 

Eine Interaktion

Von wem fühlst du dich gesehen? 
Von deinen Freund:innen? Deinen Eltern? Geschwistern? Oder von deiner romantischen Beziehungsperson?
Von deinen Lehrpersonen oder Arbeitsgebenden? Deinen Arbeitskolleg:innen?
Oder von den Menschen, die du im öffentlichen Verkehr antriffst? 
Von Medienschaffenden? 
Vom Bildungs- oder Rechtssystem? Vom Staat? Der Polizei?
Und wen siehst du? 

Das Gefühl, nicht gesehen zu werden, kennen wohl die meisten: In einem Streit mit den Liebsten wird eine Grosszügigkeit als selbstverständlich behandelt oder die Krise als Drama abgetan. Die Blockade als Faulheit interpretiert, die subjektive Empfindung als Wahrheit benannt oder die Mühe schlicht nicht bemerkt. Wird in einem bestimmten Bereich eine schmerzhafte Erfahrung gemacht, fällt es oft leichter, dabei auch bei Mitmenschen einen sensiblen Umgang zu finden. Wurde Schmerz jedoch nicht selbst erfahren, ist es teilweise schwierig, eine Verletzungsgefahr zu erkennen. 
Manchmal sogar, wenn eine Verletzung vor den eigenen Augen geschieht. 
Manchmal verletzten wir auch selbst. 
Manchmal ohne es zu merken. 
Die so weit ausserhalb der eigenen Erlebniswelt liegenden Bereiche halten sich oft unter einer vermeintlichen Selbstverständlichkeit der eigenen bunten Wahrheit verdeckt und werden nicht ohne weiteres erkannt. Oder wer wird hellhörig und zeigt sich bereit, Licht in die Welt eines Gegenübers zu geben, wenn dadurch die eigene Welt ins Wanken gerät? Wie soll ein Gegenüber Worte für ein Leiden finden, wenn es in eine Welt geboren ist, die keine Worte für dieses Leiden lehrt? Wie soll ein Gegenüber das Leiden erkennen, wenn es nicht benannt werden kann? Wie ernst wird ein Leiden genommen, das weder erkannt noch benannt wird? Wird es benannt und darüber aufgeklärt, wenn das Leiden bei Namensgebenden dieser Welt nicht verbreitet ist? Wie viel Kraft kostet es, im täglichen Leiden nicht gesehen zu werden? Oder die Bemühungen, Sichtbarkeit dafür zu schaffen, unterbunden werden? Ignoriert? Belächelt? Bestraft? Verurteilt? 

Im Rahmen meiner Projektarbeit habe ich mit verschiedenen Medien versucht, mich den Dimensionen des Gefühls, nicht gesehen zu werden, anzunähern. Schliesslich bin ich bei der Frage angelangt, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, um sehen, verstehen und in Interaktion treten zu lernen, wobei ich mich im Thema des Zuhörens wiedergefunden habe. Meine Installation zeigt die Interaktion zwischen unterschiedlichen Medien und führt so durch einen Prozess.

Material und Technik

Fineliner, Videoinstallation, Text