Linda Vonäsch - Hmmm...ehm...wäh?

Bildnerisches Gestalten

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Hmmm…ehm…wäh? 
In meiner Projektarbeit habe ich mich mit der Frage auseinandergesetzt, wie ich ein merkwürdiges, abstossendes, ekelndes Gefühl bei den Betrachtenden erzeugen kann. Durch das Experimentieren mit verschiedenen Materialien, das Zusammensetzen und Schmelzen von zerrissenen Babypuppen und das Mischen von unangenehmen Geräuschen zu einer Tonspur bin ich dem Begriff der Ästhetik in der Kunst von einer anderen Seite begegnet. So soll mein Werk nicht ästhetisch befriedigend anmuten, sondern Verwunderung und auch ein Gefühl des Abstossens auslösen. 
 

Eine Auseinandersetzung mit Mensch und Material

Kunst, die gefällt, die ästhetisch anmutet, die Glücksgefühle hervorruft. Vielleicht sogar ein Gefühl der Heimat, Zugehörigkeit oder Geborgenheit…? 
Gegen diese traditionellen Kunstbegriffe und Formen der Wahrnehmung stemmt sich die Installation Hmmm..ehm…wäh?. So sollen die Betrachtenden vom Werk verstört werden und gar nicht zu lange vor dem Objekt stehen bleiben, das auch von Geräuschen umgegeben ist, die das Bleiben für hörende Menschen nicht gerade einfach macht. So wurde eine Tonspur mit für Menschen unangenehmen Tönen und Geräuschen zusammengestellt, die die betrachtende Person mit störenden und unangenehmen Wahrnehmungen irritieren soll. Die gemixten Töne reichen von Babyschreien über das Kratzen an einer Wandtafel bis zum Geräusch eines sich übergebenden Menschen. Da unangenehme Geräusche in der Amygdala verarbeitet werden, dem Teil des Gehirns, der auch für die Emotionsregulation zuständig ist, dockt die Tonspur bereits vor der visuellen Erfahrung dort an und löst bei den Betrachtenden Unbehagen aus. Es ist eine „Gutnachtgeschichte“ andere Art für „ein Baby“ ander Art. 
Denn der unangenehme Ton steht in Verbindung mit einer merkwürdig zusammengesetzten Puppe, die mehr an Frankensteins Monster als an ein Baby erinnert. Die Kreatur ist von einer dunklen, zähen Massse überzogen, die schwierig zu identifizieren ist und liegt wie ein grosses Stück Fleisch zum Ausbluten in einer kahlen Stahlschüssel, lieblos und einsam zurückgelassen. Die Gliedmassen stehen in einem komischen Winkel vom Körper ab, sie wachsen an eigenartigen Stellen aus dem kleinen Körper, einige sind schwarz. Abgestorben hängen sie an der grausigen Puppe, als wäre es ganz normal, verfaulte Körperteile weiter zu benutzen. 
So warten „das Baby“ und seine „Gutenachtgeschichte“ nun darauf, dass Betrachtende in die verstörende Tonspur hineinlauschen, die wild zusammengesetzten und abgestorbenen Gliedmassen untersuchen, sich kopfschüttelnd mit dem Gedanken Hmmm…ehm…wäh? abwenden und sich lieber ästhetischeren Werken der Ausstellung zuwenden. 
 

Material und Technik

Barbiebuppen, Puppe, dünne Plastikfolie, Sprayfarbe, Stahlschüsseln, Musikbox, Abspielgerät