Vom modernen Geographieunterricht wird immer wieder gefordert, dass die Kenntnisse so vermittelt werden, dass diese von den Lernenden an anderen Sachverhalten und in anderen geographischen Räumen angewendet und weiterentwickelt werden können. Wenn Lernen sinnvoll sein soll, muss das Gelernte anwendbar und übertragbar sein, um so späteres lernen oder Problemlösen zu beeinflussen. Dies ist auch eine Zielsetzung der Kompetenzorientierung, die aktuell die schweizerische und europäische Bildungsdiskussion bestimmt und sich beispielsweise in den Anforderungsbereichen an Maturitätsprüfungen oder im Lehrplan 21 niederschlägt.

Obschon Unterrichtskonzepte gefordert sind, welche die Transferleistung ausbilden, und man sich in der Geographiedidaktik über deren Bedeutung einig ist, gibt es in der Geographie kaum Studien zur Transferleistung. Unter Transferleistung wird die Fähigkeit verstanden, Gelerntes auf ähnliche oder neue Aufgaben sowie auf andere Situationen zu übertragen. Das Forschungsprojekt leistet einen Beitrag zur laufenden Dissertation. Mit einer quantitativen Lernprozessstudie bei Gymnasiastinnen und Gymnasiasten sollen im Geographieunterricht die vier Bereiche "Wissenszuwachs", "Behaltensleistung", "Transferleistung" und "Beständigkeit der Transferleistung" untersucht werden. Dazu wurde im Rahmen der laufenden Dissertation bereits ein allgemein umsetzbarer kompetenzorientierter Lernansatz entwickelt. Auf ihm basiert das Lernmedium WASSERverstehen (Print- und E-Book), welches der Antragsteler in der Gruppe für Hydrologie am Geographischen Institut der Universität Bern entwickelt hat. In der Studie soll nun die Wirksamkeit des Lernansatzes auf die vier Bereiche (vgl. oben) am Beispiel des Themas Hochwasser mit einem Pre-, Post-, Follow-up-Test Design in einer Experimental- und Vergleichsgruppe mit 40 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten mittels Fragebogen und Bildanalyse untersucht werden.

Das Thema Hochwasser eignet sich für die Studie, weil diese Naturgefahr mit 70-80 Prozent der Schadenssummen aller Naturereignisse weltweit und in der Schweiz sehr bedeutend sind. Zudem nimmt as Thema Naturgefahren in den kantonalen Lehrplänen der Schweizer Gymnasien eine wichtige Stellung ein und setzt eine vertieft integrative Auseinandersetzung mit naturräumlichen und sozioökonomischen Einflüssen voraus.

Das Forschungsvorhaben ist relevant, weil mit der Lernprozessstudie, dem Lernansatz und dem Lernmedium WASSERverstehen erstmals im Verbund statistisch untersuchte und praxisbezogene Grundlagen zur Transferleistung im Geographieunterricht vorliegen. Die Erkenntnisse der Studie sind bedeutend für Lehrpersonen auf verschiedenen Bildungsstufen, die geographiedidaktische Forschung und die Lernmedienentwicklung.