Weltweit haben öffentliche Bildungseinrichtungen den Auftrag, das Recht auf eine "qualitativ hochwertige Bildung für alle" zu gewährleisten (UN-Ziel 4 für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030). Im Rahmen der bestehenden akademischen Kooperation zwischen der PHBern und der Universidad de Antioquia in Kolumbien führen Forschende beider Hochschulen gemeinsam eine Pilotstudie zur Frage durch, wie dieses Recht in einem neuen internationalen Migrationskontext durchzusetzen versucht wird. Am Beispiel Kolumbiens, das heute ein Einwanderungs- und Transitland für Migrierte aus der ganzen Welt ist, wird exemplarisch untersucht, wie Bildungsinklusion ausgehandelt wird. Kolumbien hat in kurzer Zeit 2,5 Millionen Geflüchtete aus Venezuela aufgenommen. Diese haben, wie die Geflüchteten aus der Ukraine in der Schweiz, einen Sonderstatus in Kolumbien, von dem andere Geflüchtete ausgeschlossen sind. Die Pilotstudie ist an der Héctor Abad Gómez-Schule in einem benachteiligten Innenstadtviertel von Medellín angesiedelt. Diese Schule gilt aufgrund ihrer äusserst diversen SchülerInnenschaft und dem hohen Anteil Geflüchteter als Modell einer "inklusiven Schule".

Die Forschung wird im kolumbianischen Schuljahr 2023 (Feb.-Dez.) durchgeführt. Dabei kommen ethnografische Methoden wie teilnehmende Beobachtung in Schulgebäude und Klassenzimmern, narrative Interviews und die Analyse von Dokumenten zum Einsatz. Vorläufige Ergebnisse werden regelmässig in Workshops und öffentlichen Veranstaltungen in Kolumbien und der Schweiz diskutiert. Die Endresultate fliessen in die Lehrpersonenaus- und Weiterbildung an beiden Hochschulen ein.