Aufgrund der weltweiten Dringlichkeit des Klimawandels besitzt Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) auch im Lehrplan 21 hohes Gewicht. Entsprechend sind Lehrpersonen angehalten, BNE im Unterricht umzusetzen. Damit begeben sie sich aber in ein Spannungsfeld: Auf der einen Seite besitzen Nachhaltigkeitsthemen nämlich einen normativen Anspruch (es gibt ein "gut" und ein "schlecht"), auf der anderen Seite darf die Schule die Schülerinnen und Schüler in der Meinungsfindung nicht bevormunden (Kontroversitätsgebot). Wie gehen Lehrpersonen mit diesem Spannungsfeld um, das auch als "Democratic Paradox" bekannt ist? Diese Frage bleibt im Lehrplan 21 ungeklärt.

Gerade im Textilen und Technischen Gestalten (TTG) spielt BNE eine bedeutende Rolle. Durch die Arbeit mit verschiedenen Materialien tritt das erwähnte Spannungsfeld in beiden Fachbereichen deutlich in Erscheinung. Die Sozialanthropologin Sarah Ryser und der Fachdidaktiker Andreas Stettler interessieren sich daher für folgende Forschungsfrage:

  • Welcher Strategien bedienen sich Lehrpersonen, um bei der Umsetzung von BNE-Konzepten mit den Spannungsfeldern und den praktischen Bedingungen im Unterricht umzugehen?

Die Methodik der Forschung ist ethnografisch angelegt. Der Fokus liegt auf der Umsetzung der Ansprüche aus dem Lehrplan 21, den Strategien in der Unterrichtspraxis, den Interaktions- und Kommunikationsprozessen und den individuellen Spannungsfeldern der Lehrpersonen. Es werden TTG-Lehrpersonen der Sekundarstufe I (Zyklus 3) aus dem Kanton Bern über eine längere Zeit begleitet. Parallel zur teilnehmenden Beobachtung werden Videografien erstellt, Bildmaterial gesammelt und es werden Interviews geführt.

Die Forschungsergebnisse können über TTG hinaus bei der Auseinandersetzung mit BNE im Unterricht dienen. Damit bildet das Projekt wichtige Grundlagen für die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen.