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Relevanz und Übersicht

Während des coronabedingten Lockdowns im Frühjahr 2020 ist im Bildungsbereich eine Vielzahl digitaler Tools und Ansätze in den Fokus gerückt, welche als Ersatz für die nach wie vor zumeist analogen Lehr-Lern-Methoden dienten. Die Herausforderung einer didaktisch und inhaltlich adäquaten «Digitalisierung» von Lerninhalten offenbarte sich insbesondere in Bezug auf ausserschulische Lernorte, deren Besuch im Rahmen von Exkursionen im Klassenverband verunmöglicht wurde. In der Folge sah der Grossteil von Lehrpersonen und Dozierenden von der Planung und Durchführung entsprechender Exkursionsformate ab.
Im Geografieunterricht der Sekundarstufe 2 wie auch in der Lehrpersonenausbildung für das Fach RZG stellen Exkursionen jedoch ein unabdingbares didaktisches Instrument dar, um die im Unterricht erworbenen Kenntnisse auf den Realraum zu übertragen und zu festigen. Der dabei vollzogene Transfer von unterrichtlich erworbenem Wissen auf die Gegebenheiten des Lebensraums stellt eine Grundvoraussetzung für eigenständige und tiefgreifende Lernprozesse zu geografischen Konzepten, Prozessen und Phänomenen dar und führt zu einem besseren Verständnis für Vorgänge in Natur und Gesellschaft.

Multimediale sowie digitale Exkursionen in Themenbereichen der Physischen Geografie sind Mangelware. Die wenigen existierenden Ansätze sind meist aus Einzelleistungen einzelner Lehrpersonen entstanden und haben daher einen sehr geringen Verbreitungsradius. Öffentlich zugängliche digitale Exkursionen sind meist nicht spezifisch für den Geografieunterricht entwickelt worden. Entsprechend fehlt es ihnen an didaktischer Einbettung in Lehrplan und Unterricht.

Die vorliegende dreiteilige Exkursion ist flexibel durchführbar sowie mit wenig Aufwand individualisierbar. Durch die direkte Veranschaulichung im Realraum sowie mittels durchdachter didaktischer Strukturierungshilfen werden die komplexen Lerninhalte der Geologie und Geomorphologie fassbar und verständlich gemacht.

Vorkenntnisse

Damit sich die Lernenden auf der Exkursion inhaltlich zurechtfinden, sollten folgende Themen vorgängig behandelt worden sein:

  • Der Gesteinskreislauf und die Gesteinsgruppen
  • Die Alpenbildung und die geologischen Grossregionen der Schweiz
  • Fluviale und glaziale Landschaftsformen: Mäander, Moränen, Rundhöcker, Findlinge
  • Grundkenntnisse zur Gesteinsanalyse: Umgang mit Lupe, Salzsäure und Hammer; physikalische und chemische Eigenschaften von Gesteinen.

Lerngegenstand und thematische Schwerpunkte

Das Hauptziel der vorliegenden Exkursionen ist es, im Unterricht erworbene Kenntnisse auf den Realraum zu übertragen und zu festigen, namentlich...

  • Resultate tektonischer, fluvialer und glazialer Prozesse und deren Folgen in der Landschaft zu erkennen.
  • Bezüge herzustellen zwischen geologisch-geomorphologischen Voraussetzungen und der Inwertsetzung dieses Raumes durch den Menschen, insbesondere für Besiedlung, Städtebau und Wasserversorgung.
  • Erkenntnisse über die Entstehungsbedingungen für den Baustein der Stadt Bern, den Sandstein, gewinnen sowie Vorteile und Nachteile dieses Bausteins nachzuvollziehen.
  • unterschiedliche Gesteine, hydrologische Daten, glaziale Formen, analoge und digitale Medien zu analysieren, um einen ganzheitlichen Blick auf die gestalterischen Kräfte der Geologie und Geomorphologie zu erhalten.
  • individuelle Kompetenzstände mit in Kleingruppen erarbeiteten Erkenntnissen an exemplarischen Lernorten zu einer räumlich-zeitlichen Synopse zu verknüpfen.

Folgende Tabelle stellt den Exkursionsverlauf an den drei Hauptposten Stadt Bern, Belp & Gurten dar.

Tabellarische_Aufstellung

Verlauf und Lehrplanbezug

Organisation 

Die drei Exkursionen lassen sich "en Bloc" an einem ganzen Exkursionstag, einzeln an drei Halbtagen oder auch individuell (z.B. als Auftrag im Fernunterricht) absolvieren. Wie unter "Vorkenntnisse" beschrieben, bauen die Exkursionen auf den Inhalten der Geomorphologie und Geologie auf und eignen sich entsprechend als abschliessende Synthese.

  • Folgende Unterlagen brauchen die Lernenden vor der Exkursion:     
  • Begleitdossiers für Lernende, inkl. Zeitstrahl im A3-Format    
  • Eigene «Bound-Challenges» (siehe Anleitung im Dokument "Hinweise für Lehrpersonen")   
  • Liste mit der Gruppeneinteilung (Vorschlag: 2 bis max. 3 Personen pro Gruppe). In jeder Gruppe wird eine verantwortliche Person (mit Angabe einer Handynummer) bestimmt 

Jede Gruppe braucht:     

  • mind. ein Smartphone mit geladenem Akku, Kopfhörern und installierter Actionbound-App    
  • Bei einer ganztägigen Exkursion braucht es eine Powerbank zum Aufladen des Akkus    
  • Lernende ohne/mit begrenztem Datenabo können die Bounds vorgängig via WLAN herunterladen, haben aber während der Exkursion keinen oder nur beschränkten Zugriff auf die benötigten online-Medien    
  • Schreibzeug, darunter einen blauen und einen roten Stift    
  • eine feste Schreibunterlage    
  • eine Flasche mit Wasser    
  • einen Hammer    
  • eine kleine Flasche mit Salzsäure und evtl. eine Lupe (beides sollte durch die Lehrperson zur Verfügung gestellt werden)    
  • einen Helm (z.B. Velohelm) und eine Schutzbrille (z.B. Sonnenbrille) pro Person 

Lehrplanbezug 

Die Exkursionen sollen geografische Kenntnisse, Fertigkeiten und Haltungen fördern, sowie die im Unterricht angeeigneten Inhalte der Geologie und Geomorphologie vertiefen. (Lehrplan Gymnasium)

Digital geführte Exkursionen mit Actionbound

IdeenSet_Geo-morpho-logisch_White_paper_ii

Digital geführte Exkursionen: Chancen und Stolpersteine

White Paper

Um Lehrende unterschiedlicher Zielstufen in der Konzeption ähnlicher Exkursionsformate zu unterstützen, werden in Folgendem White Paper Erfahrungen bei der Erstellung digital geführter Exkursionen am Beispiel des Projekts «Bern – Geo-Morpho-Logisch!» aufgezeigt, anhand von Orientierungsfragen konkretisiert und mit bestehenden Empfehlungen ergänzt.

Quellen

  • Titelbild: G. Bill. Eigenes Bild. CC by SA 4.0