Didaktischer Kommentar

Soldaten Erster Weltkrieg

Relevanz und Übersicht

Am 11. November 2018 jährt sich das Ende der kolossalen Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, das Ende des Ersten Weltkriegs, zum hundertsten Mal. Aus dem gigantischen Fundus an Quellen, Filmen, Literatur, Sachbüchern und Unterrichtsmaterialien wird hier eine stufen- und lehrplangerechte Auswahl für den 3. Zyklus präsentiert.

Im Zentrum dieses IdeenSets stehen Zeitzeugen und Individuen, Soldaten und Daheimgebliebene, denn ihre Geschichten und Schicksale machen die ungeheure Sinnlosigkeit dieser Tragödie erlebbar. Nie zuvor war ein Krieg derart individuell und persönlich dokumentiert worden: Durch die Alphabetisierung einer breiten Bevölkerungsschicht einerseits und durch die Feldpost als neues Kommunikationsmittel andererseits. Solche Feldpostkarten aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz bilden denn auch einen zentralen Teil dieses IdeenSets. Exklusiv enthalten sind Teile von privaten Postkartensammlungen aus der damaligen Zeit. Ergänzend dazu sollen mediale aufbereitete Tagebücher von Personen aus ganz Europa helfen, ein stimmiges Bild des Kriegsalltags zu zeichnen. Ein ausleihbares Medienpaket bestehend aus Lehrmitteln, Sachbüchern, Quellensammlungen, Comicbüchern und einer DVD wird neu durch eine ebenfalls ausleihbare Materialkiste ergänzt. In letzterer finden sich ein Helm sowie eine Gasmaske, beides Original 1.-Weltkrieg-Relikte aus Frankreich, sowie Vorschläge zum Einsatz im Unterricht.

Das 2014 durch Nadine Ritzer und Martin Furer entstandene IdeenSet wurde im Juli 2018 aktualisiert und ergänzt.

Vorstellungen und Vorkenntnisse

Es ist davon auszugehen, dass das historische Vorwissen der Schülerinnen und Schüler zum Ersten Weltkrieg sehr klein bis inexistent ist. Allerdings werden die Lernenden, nicht zuletzt durch Computerspiele und zeitgenössische Filme, ein klares Bild davon haben, wie ein Krieg aussieht. Auf diesen Bildern lässt sich im Unterricht hervorragend aufbauen, kommt doch der Erste Weltkrieg der Geburtsstunde des modernen Krieges gleich, in welchem sich Soldaten erstmals nicht mehr Auge in Auge gegenüber standen und wo das Töten durch die Technisierung anonymisiert wurde. Der technische Fortschritt trägt denn auch seinen Teil dazu bei, dass wir heute – 100 Jahre später – die Brutalität und Sinnlosigkeit des Krieges in Bild, Ton und Schrift rekonstruieren können. Diese teilweise sehr expliziten Quellen gilt es im Unterricht umsichtig einzusetzen.

Lerngegenstand und thematische Schwerpunkte

Der Fokus des vorliegenden IdeenSets liegt auf der Exemplarität des Ersten Weltkriegs als erster moderner Krieg der Menschheitsgeschichte. Entsprechend liegt ein Hauptaugenmerk der Materialien auf der Technisierung des Krieges, auf die dadurch entstandene Anonymisierung des Tötens, auf der gigantischen Kriegsindustrien und die damit verbundene “Heimatfront“. Mit diesem Fokus auf den Krieg als Solchen können beim Zweiten Weltkrieg dann Aspekte wie Rassismus und Antisemitismus ins Zentrum gestellt werden. Ein zweiter Schwerpunkt bildet die Situation der Schweiz während des Ersten Weltkrieges. Neben diesen Schwerpunkten bietet das IdeenSet aber auch zu den anderen zentralen Teilthemen des Krieges Unterrichtsmaterialien und Hintergrundinformationen. Um diese möglichst übersichtlich darzustellen, wurde folgender Netzplan entwickelt:

Der Netzplan ist interaktiv und kann hier erreicht werden:

Organisation und Beurteilung

Methodische Ausrichtung

Zu allen Teilthemen bietet dieses IdeenSet Materialien, welche die historischen Ereignisse und Zusammenhänge aus der Sicht der (meist einfachen) Bürgerinnen und Bürgern schildern. So kann die Tragik der “Urkatastrophe Erster Weltkrieg“ für die Lernenden am besten nachvollzogen werden. Durch dieses Sich-eindenken in die Situation der Direktbetroffenen sollen Empathie, emotionale Betroffenheit und dadurch ein nachhaltiger Lernprozess angeregt werden. Die Materialkiste mit Helm und Gasmaske bietet den Lernenden die Möglichkeit, mit allen Sinnen zu lernen und sich dadurch besser mit dem Schicksal von Soldaten an der Front identifizieren zu können.

Organisatorisches

Ein ausleihbares Medienpaket, bestehend aus Lehrmitteln, Sachbüchern, Quellensammlungen, Comicbüchern und einer DVD, wird durch eine ebenfalls ausleihbare Materialkiste ergänzt. In letzterer finden sich ein Helm sowie eine Gasmaske, beides Original 1.-Weltkrieg-Relikte aus Frankreich, sowie Vorschläge zum Einsatz im Unterricht. Alle Materialien können während vier Wochen ausgeliehen werden. Aufgrund der grossen Fülle an digitalen Lernmedien und digital aufbereiteten Quellen ist es von Vorteil, wenn die Klasse zeitweise auf internetfähige Geräte Zugriff hat.

Einstieg

Einstiegsmöglichkeiten ins Thema gibt es zahlreiche. Für eine chronologische Herangehensweise bietet das Attentat von Sarajevo viele Ansatzpunkte. Beispielsweise werden Jugendliche im 1. Kapitel des Online-Games “Kleine Schritte im grossen Krieg“ in die Situation des Attentäters von Sarajevo versetzt und lernen dabei die Vorkriegssituation in Europa und insbesondere auch im Balkan kennen. Diese Sequenz bietet eine hervorragende Grundlage, um über die europäische “Kriegsgeilheit“, aber auch über Recht und Unrecht zu diskutieren. Denkbar ist ausserdem, die Kriegsmüdigkeit und die Hungerstreiks von 1918 der "Kriegsgeilheit" von 1914 gegenüber zu stellen und somit das Thema mit der Frage zu erschliessen, was in diesen vier Jahren mit den Menschen passiert ist.

Beurteilung

Neben klassischem Prüfen zur Beurteilung des Lernerfolgs eignen sich für das vorliegende Thema viele durch die Lernenden erarbeitete Produkte zur Bewertung. Speziell eignen sich hierfür die ausgedachte Lebensgeschichte beim Arbeitsblatt “Zwei Leben“ oder die fiktive Geschichte zum "Adrian-Helm".

Weitere Hinweise

Lehrplanbezug

Räume, Zeiten, Gesellschaften (3. Zyklus, Lehrplan 21)

Die Schülerinnen und Schüler können…

  • ausgewählte Phänomene der Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts analysieren und deren Relevanz für heute erklären (RZG 6.3c).
  • können anhand vorgegebener Materialien Geschichten von Krieg betroffener Menschen aus den letzten 50 Jahren erzählen und diese in einen geschichtlichen Zusammenhang stellen (RZG 6.3c).
  • sich an ausserschulischen geschichtlichen Bildungsorten zurechtfinden und sie zum Lernen nutzen (RZG 7.1). 
  • können bei einem historischen Gegenstand darstellen, wie Menschen damit umgegangen sind und wozu er diente (z.B. altes Spinnrad, Waschbrett, Setzkasten, Dreschflegel) (RZG 7.3b).

Quellen

Titelbild: Vorderseite Feldpostkarte “Feldfotografie Grenzbesetzung“ im Oktober 1914. Aus dem Privatbesitz von Martin Furer.

Netzplan zum Ersten Weltkrieg. Eigene Abbildung, Georg Bill.